Theater der Zeit

Gespräch

Psyche und Silikon

Ein Interview über die Arbeit des Psilicone Theatre

Die bildende Künstlerin Aukse Petruliene und der Videospezialist Darius Petrulis sind das Psilicone Theatre, ansässig in Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens. Petruliene gehört zur international agierenden Kunstszene Litauens und hat sich bereits vor längerer Zeit der Performing Art zugewandt. Sie arbeitet seither vornehmlich mit halbtransparenten Miniatur-Figuren und Objekten, dokumentarischem Text und Fotomaterial aus Petrulis‘ stetig wachsendem Archiv sowie mit Projektionen von all diesem und (Live-)Musik. Die eindringlichen Bilder und Szenen, die daraus auf der Bühne entstehen, changieren zwischen performativem Statement, spielerischer Aktion und ästhetischer Forschungsreise. Seit 2005 veranstaltet das Psilicone Theatre seine Performances ebenso in Räumen, die gewöhnlich von der Kunst unberührt bleiben (Innenhöfe von Wohngebäuden, Schwimmbäder von Sportvereinen etc.), wie auf traditionellen Bühnen, wobei unter allen Umständen versucht wird, möglichst vielen untypischen Zuschauer*innen zu begegnen. Zu den Aktionen gehört auch die Beteiligung an großen immersiven Projekten, wie z.B. an einer Art Gemeinde-Kunstfest auf dem „Cabbage Field“ genannten Teilstück eines ehemaligen Militärgeländes – hierfür schuf das Psilicone Theatre performative Lichtanimationen auf kreisförmigen Bildschirmen. Zeitweise begibt sich das Theater auch mittels einer Art bild-poetischen Performance-Lecture ins Innerste der Geschichte von verlassenen Arealen, die ehemals sinngebender Lebensraum der dort arbeitenden oder wohnenden Menschen war. So mit der Performance „Hairy Hairy Mouth“, die auf ebenso bewegende wie urkomische Weise den Aufstieg und Niedergang der Textilindustrie Litauens, deren Wiederauferstehung in Textilkunst sowie die Lebensumstände der damaligen Arbeiter*innen reflektiert. Inspirations- und Uraufführungsort war eine mit dem Ende der Planwirtschaft aufgegebene Garnfabrik in Kaunas. Die double-Redakteurin Anke Meyer befragte Aukse Petruliene und Darius Petrulis zu ihrem künstlerischen Anliegen.

von Psilicone Theatre und Anke Meyer

Erschienen in: double 39: Gewalt spielen (04/2019)

Assoziationen: Europa Performance Akteure Puppen-, Figuren- & Objekttheater

Der Name „Psilicone Theatre” ruft nicht nur Assoziationen an das Material Silikon hervor, sondern auch an „Psychologie“. Gibt es eine Beziehung eurer Kunst zu (Sozial-)Psychologie oder Therapie? Wenn ja, wie würdet ihr sie beschreiben?

Aukse Petruliene: Der Name stellt eine Verbindung zwischen zwei Worten her: „Psi“ verweist auf das griechische Wort für Seele, und „Silicone“ bezeichnet das äußerst widerstandsfähige Material, aus dem wir unsere Figuren machen. Dabei transformieren wir Materialeigenschaften des Silikons in mentale Charakteristika – wir nutzen es als psychischen Konditionstrainer, als Dichtmittel für die Lücken in unserem Bewusstsein. Wir nutzen es, um gebrochene Herzen zu kitten, zu reparieren. Außerdem setzen wir unsere Figuren als Silikon-Implantate ein, um die aus Trauer, Schmerz und Kummer entstandenen Furchen im Gesicht unserer Gesellschaft zu behandeln.
Nichtsdestotrotz wäre es überambitioniert, von einem therapeutischen Ziel zu sprechen. Aber wir sind gut in Diagnostik. Wir glauben, dass es eine Aufgabe der Kunst ist, die Gesellschaft – welche einem schreienden Baby gleicht, das nicht sprechen kann – zu befragen, wo es wehtut, und genau den Punkt herauszufinden, der das Leid verursacht.

Gibt es noch einen anderen Subtext, der direkt im Material Silikon begründet ist?

Petruliene: Dafür ist es wichtig zu schauen, wie wir die...

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