Notizen
Notizen zu Piscator
Erster Teil: Von Weimar zum „Dramatic Workshop“
von Judith Malina
Erschienen in: Notizen zu Piscator (11/2024)
Assoziationen: Theatergeschichte Dossier: USA Erwin Piscator
Piscator ist der größte Theatermann unserer Zeit, möglicherweise der größte Theatermann aller Zeiten. Seine Liebe zum Experiment, seine großartigen szenischen Innovationen dienten der Menschheit mit allen Mitteln des Theaters.
Bertolt Brecht
Das Jahr 1945 war geprägt von großer politischer und kultureller Verwirrung. In den USA klang die Erleichterung des Kriegsendes ab und der Auftrieb der 60er Jahre war fern.
Die Little Theatre-Bewegung des Provincetown Playhouse war vorbei und das Barter Theatre1 hatte viel von seiner Kraft eingebüßt, auch wenn es uns bis heute inspiriert. Das Group Theatre, das uns mit Hoffnung erfüllt hatte, verkam zur konventionellen Theatre Guild und bis auf ein neues Stück von Eugene O’Neill dann und wann passierte in der Theaterszene nichts.
Erwin Piscator glaubte fest an ein relevantes und politisch kraftvolles Theater. Dafür kämpfte er und gab diese Kraft an seine Studenten weiter. Und das, obwohl er tief enttäuscht darüber war, dass er am Broadway nicht unterkommen konnte. Gilbert Miller hatte sein Versprechen, Krieg und Frieden am Broadway zu produzieren nicht gehalten. Piscator hat aber nicht unterrichten wollen, er wollte inszenieren.
Seinen Schauspielern machte er es nicht leicht. Seine Ansprüche waren hoch, für manche waren sie zu hoch. Piscator verlangte absolute Aufmerksamkeit, absolute...