Nichts ist festgelegt im deinem Leben, das Netz ist jetzt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Verheißung für die individuelle happiness, suggeriert die Stimme aus dem Off in einem kurzen Prolog. Jeder kann sich jederzeit neu erfinden. Wenn nicht im real life, dann eben als Youtube-Star. Davon ist Glamsquad Angel überzeugt. Hinter einem blassen Vorhang übt sie tänzerische Posen für ihren ersten Auftritt als Kunstfigur Sandy Deleuze im World Wide Web. Herausgeputzt in Barockkostüm und Perücke erinnert die Schauspielerin Sithembile Menck an eine Molière-Figur.
„1 Yottabyte Leben“ der Autorin Olivia Wenzel, Jahrgang 1985, ist ein Selbstporträt der Generation Instagram, für die Social-Media-Kanäle Schauplatz der Selbstdarstellung und Verstellung sind. Glamsquad Angel, die das netztypische anglizistische Formelsprech beherrscht, performt als Sandy Deleuze für ihr erstes Personal-feeling-Video. Mit begeistert-aufgerissenen Augen und überzeugender liveliness plaudert sie über Menstruationserfahrungen und gibt absurde Tipps zur Blutflussbegrenzung und Tamponentsorgung. Sithembile Menck gewinnt mit ihrer umwerfenden Bühnenpräsenz auf Anhieb ihr Publikum, auch Kunstfigur Sandy Deleuze hat schnell Follower, die sich mit ihren Likes und Kommentaren einschalten. Die tragen so klangvolle Namen wie Tlaus Teller, Slice Gamer Pro 2 oder Spinnig Ballerina Illusion. Regisseur Matthias Mühlschlegel hat sie ins Analoge übersetzt und lässt drei Schauspieler als...