Ob es ein genuin so und so regional geartetes Brauchtum gebe? Simon Mayer sagt nein. Der 1984 in Andorf – das ist im Innviertel, das ist in Oberösterreich, das ist in Österreich – geborene Performer spricht dabei dem real existierenden so und so regional gearteten Brauchtum nicht die Existenz ab. Er spricht aber über Familienähnlichkeit und dass, wenn beispielsweise das Jodeln vor allem als eine bestimmte Art der Klangproduktion und Modulation verstanden wird, es nicht nur eine antiquierte Kommunikationsform im Alpenraum darstellt, sondern auch im Kaukasus, in Palästina, in China, Thailand und Kambodscha anzutreffen ist. In der Auseinandersetzung mit dem sogenannten österreichischen Brauchtum geht es ihm also vor allem um die Zusammenhänge und Analogien, die dieses im Hinblick auf regional anderswo verortete rituelle Abläufe bildet. Und eigentlich um die Effekte, die jedwedes Durchlaufen tradierter Symbole zeitigen kann.
In dem Solo „SunBengSitting“ (und nein, das ist jetzt nicht Chinesisch, das meint das Sitzen auf der Bank in der Sonne) sowie in der Gruppenarbeit „Sons of Sissy“ ist der Kreis die dominierende Geste. So ein Kreis hat ja immer keinen Anfang und kein Ende, ist aber voller spiritueller Aussagekraft. Simon Mayer nennt das „menschenverbindend und lebensbejahend“. Und ohne Anfang und Ende soll...