Das bat-Studiotheater ist das Kind einer großen Utopie. Wolf Biermann und Brigitte Soubeyran gründeten es 1961 als Berliner Arbeiter- und Studententheater. In dem um 1887 erbauten Gebäude in der Belforter Straße im Mietskasernenviertel Prenzlauer Berg befand sich zuvor ein Kino und davor ein Tanzlokal. Jetzt wollten sich die hausgemachten Widersprüche der DDR hinter der Mauer eine eigene Bühne bauen.
Doch schnell stellte sich heraus, dass es weniger die Arbeiter als die Studenten waren, die sich für die Theateridee begeisterten. Biermanns Stück „Berliner Brautgang“ etwa war so proletarisch, dass es im Arbeiter-und-Bauern-Staat nicht aufgeführt werden durfte. Stattdessen nahm die „zerbrechtete Kader-Kanaille Manfred Wekwerth“ (O-Ton Biermann) die Studiobühne für die Schauspielschule in Besitz. Ende der Utopie? Wer denkt da nicht an Iskremas (Akronym aus „Iskusstwo rewoluzii massam“ – „Die Kunst der Revolution den Massen“) aus „Leuchte, mein Stern, leuchte“ (Mosfilm-Studios 1969). Da zieht jener Iskremas genannte Utopieträger mit einem Wandertheater durch das nachrevolutionäre Bürgerkriegsrussland und spielt nur einen Autor: Shakespeare! Denn das Volk braucht vor allem eins: echte Maßstäbe.
An der Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“ glaubte man immer an eine solche Maßstäbe setzende Avantgardekunst, die mitten aus dem Alltag ersteht und nach einem über diesen hinausgreifenden Sinn fragt. Die Aufführungsgeschichte der Studiobühne,...