Neue Dramatik
Unbequeme Themen
Zweimal zwei Fragen an die Dramatiker Anna Saavedra und Roman Sikora
von Anna Saavedra und Roman Sikora
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Tschechien (09/2018)
Die zeitgenössische tschechische Dramatik hat in Prag eine eigene Bühne: das Theater LETÍ, das sich ausschließlich zeitgenössischer Dramatik widmet und gezielt tschechische Theaterautoren fördert. Einen außerordentlichen Erfolg feierte dort 2016 Anna Saavedras Stück „Olga (Horrorgeschichten aus Hrádeček)“. Stellvertretend für die verschiedenen Autorengenerationen stellen wir hier den beiden Dramatikern Anna Saavedra und Roman Sikora Fragen zu ihren aktuellen Arbeiten.
Anna Saavedra, Sie haben mit „Olga (Horrorgeschichten aus Hrádeček)“ ein Stück über das Leben von Olga Havlová, der Frau von Václav Havel, geschrieben. Wie sind Sie auf die Idee gekommen? Und wie haben Sie sich den Stoff erarbeitet und ihn verarbeitet?
Anna Saavedra Die Idee stammte vom Prager Theater LETÍ, ich habe mich aber sofort damit identifiziert. Ausgegangen bin ich von der geplanten Besetzung mit einer Frau und drei Männern in wechselnden Rollen. Im Text gibt es daher mehrmals die Situation, dass die Figur der Olga mit einer Art Chor konfrontiert ist, seien es Journalisten oder das Defilee von Václav Havels Geliebten. Am Anfang standen umfangreiche Recherchen; ich bin voller Verblüffung den Spuren nachgegangen, die das Ehepaar Havel oder eigentlich die gesamte Familie der Havels über Generationen in der modernen tschechischen Kultur hinterlassen hat. Nicht zuletzt habe ich mich auch durch die...