In deinen Inszenierungen gibt es keine expliziten Gewalthandlungen. Und doch ist Gewalt – in ihren traumatischen Auswirkungen oder als Bedrohungspotential – szenisch stets präsent.
Ich glaube, der Eindruck von „Gewalt“ basiert vor allem auf einer grundlegenden Strategie der „Verstörung“, die gewohnte Codes und Sichtweisen irritiert oder außer Kraft setzt. Diese „Verstörung“ kann durchaus als gewalttätig wahrgenommen werden, weil sie unserer Gewohnheit widerspricht, nur bestimmte Sinne zu benutzen oder etwas auf eine bestimmte Art und Weise zu sehen. Die alltäglichen Bezugspunkte der Zuschauenden zum Kippen zu bringen, um sie in einen „anderen“ Zustand und vor allem in eine „andere“ Form von Bereitschaft zu versetzen, ist eines meiner wichtigsten Anliegen.
Aber natürlich hat die Gewalt auf der Bühne auch mit meinem Blick auf die Welt zu tun. Bei meinem Diplomprojekt haben mich einige Menschen gefragt: „Woher kommt nur diese Härte, diese Gewalttätigkeit?“ Und ich habe geantwortet: „Das bin nicht ich, es ist die Welt, die so ist.“ Ich habe mich an die Anekdote erinnert, nach der Picasso einem Soldaten, der ihn vor seinem Gemälde „Guernica“ fragte: „Haben Sie das gemacht?“, geantwortet haben soll: „Nein, das waren Sie.“ Der*die Künstler*in gibt das zurück, was man ihm*ihr entgegenbringt, aber aus einem anderen Blickwinkel. Eine...