Das Bühnenkostüm
Aspekte seine historischen Entwicklung
von Julia Burde
Erschienen in: Lektionen 6: Kostümbild (06/2016)
Assoziationen: Kostüm und Bühne Theatergeschichte
Établir le costume – das Kostüm im Wandel seiner Bedeutungen
Vielfältig und faszinierend sind die Möglichkeiten, wie Kostüme entstehen und wie sie ihre Wirkungen entfalten. Ob als Objekte mit ästhetischem Eigenwert oder im szenischen Kontext – entscheidend ist die Verbindung von Kostüm und Körper.
Theaterfiguren entstehen erst mit dem Bühnenauftritt, mit der szenischen Präsenz im Raum, im Licht, im Zusammenhang der Inszenierung und vor Publikum. Wird es bespielt, wandelt sich das Kostüm vom textilen Objekt zur Körperoberfläche der Figur.
Wahrnehmung und Deutung des Kostüms und seiner Wirkungen sind epochenspezifisch. Jede Epoche der Theatergeschichte nimmt das Kostüm anders wahr als die vorige. Dieser Wandel bildet den Kern der historischen Entwicklung des Kostüms und ist das Leitmotiv der Ausführungen zu seiner Geschichte in diesem Beitrag.
Diese wechselnden historischen Haltungen zeigen die Komplexität und auch die Andersartigkeit des historischen Theater- und Kostümdenkens und machen im Gegenzug die Zeitgebundenheit auch des heutigen Kostümdenkens sichtbar. Ein prägnantes Beispiel ist die Formel „établir le costume“1, die aus dem französischen Barocktheater des 17. Jahrhunderts stammt. Hier wird das Schauspielen im Kostüm als Spielen des Kostüms verstanden. Das Kostüm „etablieren“ meint das „Definieren“2, das überzeugende schauspielerische Erfassen und Entfalten einer Rolle oder Figur. Schauspieler...