Die Zuschauer der vorletzten Vorstellung von „1968 – Eine Besetzung der Kammerspiele“ sind aufgekratzt wie selten. Obwohl es nicht voll ist, ist wenig zu spüren von fehlender Akzeptanz, aber viel von der Hemdsärmeligkeit des Intendanten Matthias Lilienthal, die zu sehr nach Berlin und anything goes riecht, um in München richtig Fuß zu fassen. Denn in dem Haus, in dem vor fünfzig Jahren Schauspieler Wolfgang Neuss nach der Premiere von Peter Weiss’ „Viet Nam Diskurs“ in der Regie von Peter Stein zu Spenden für den Vietcong aufrief, lockt heute ein bunter Abend. Genauer gesagt: eine Art Theater-Battle, bei dem gut die Hälfte der sieben „Teams“ ein Fun- oder Ironie-Polster angelegt hat, das so dick ist wie die weißen Luftkissen, die das Raumlabor Berlin als Allroundrequisit für den Abend bereitgestellt hat. Man werde, flachst etwa Hauke Heumann von Gintersdorfer/Klaßen, heute nicht nach Geld fragen, sondern „eher Liebe verteilen“.
In dieser Sache prescht das „Team“ Leonie Böhm mutig vor. Thomas Hauser und Lukas Vögler werden in schlechtsitzenden Hosen und Frisuren als Neuss-Kopien in den Ring geschickt, die sich linkisch an einen wunderbar spontan reagierenden Zuschauer heranschleimen, beseelt „Das, was ich will, bist duhuhu“ trällern und Sachen sagen wie „Du gehst hier berauscht raus,...