Es werde Licht. Oder doch nicht. Licht an. Licht aus. Die Theatermaschinerie zeigt sich sperrig. Wer wie Gott lässig mit einem Fingerschnipsen eine Welt erschaffen will, indem er sich deren Elemente gefügig macht, muss zwangsläufig scheitern. Selbstverständlich ist hier gar nichts. Es ist immer ein Kampf. So dauert es eine ganze wunderbare Zeit, bis Oscar Olivo den Spot unter Kontrolle gebracht und den Kostümständer positioniert hat. Die Bühne von Jelena Nagorni ist schwarz und leer. Ein Anfang. Wir befinden uns im Jahr 1586. Elisabethanisches Zeitalter. „Die Moral jener Epoche war nicht die unsere, so wenig wie ihre Dichter oder ihr Klima … Es regnete heftig oder gar nicht … Unser schattenhaftes Zwielicht und trübes Dämmerlicht waren jenen völlig unbekannt.“
So beginnt an diesem Abend die Geschichte einer Verwandlung. Lily Sykes’ Inszenierung von Virginia Woolfs Roman „Orlando“ ist bereits die fünfte Premiere am Schauspiel Hannover unter der neuen Intendanz von Sonja Anders. Die Reise des Protagonisten durch die Jahrhunderte, welche er Ende des 16. Jahrhunderts als Mann beginnt und nach wundersamer Nacht in Konstantinopel als Frau fortsetzt, steht programmatisch für die Neuausrichtung des Hauses. Es wird, unter anderem, weiblicher. Was nicht heißt, dass hier zuvor keine Frauen zum Zuge gekommen wären....