Weit, weit weg, im äußersten Osten Russlands – tatsächlich so weit östlich, dass der Deutschen Sehnsuchtsort Sibirien auf dem Weg dorthin bereits Tausende Kilometer im Rücken liegt – befindet sich der Gora Parasit. Der Berg mit dem Namen Parasit. Auf einer Insel, zwischen erloschenen und vielen noch aktiven Vulkanen. Inmitten einer Grenzregion, die zahlreiche Schlachten zu verzeichnen hat – heute zu Russland gehörend, aber vor den Toren Japans gelegen. Ein südlicher Ausläufer der Halbinsel Kamtschatka und in direkter Nachbarschaft zur ehemaligen Sträflingsinsel Sachalin, die Anton Tschechow bereist hatte und über die er einen gleichnamigen Bericht veröffentlichte.
Dieser Berg steht Pate für den Künstlernamen Dr. GoraParasit, hinter dem sich Gintarė Minelgaitė verbirgt, und gibt einige Hinweise: Die Vorliebe für das Ausloten von Grenzen wird offensichtlich. Ebenso für das Extreme. Wer Berge liebt, fürchtet auch den Abgrund nicht. Wenn Minelgaitė den Blick auf das östliche Ende des europäisch-asiatischen Festlandes richtet, bedeutet das zudem einen Blick in die Gegenrichtung. Denn sie selbst stammt aus Kaunas, der früheren litauischen Hauptstadt, wo man sich heute westwärts, das heißt am Zentrum der Europäischen Union orientiert. Litauen, das war aus sowjetischer Perspektive fast schon der erträumte Westen – und Kamtschatka das Ende der Welt. Die zwei vielleicht...