Multiperspektivität als Leitmotiv
Wie Heinrich Horwitz Synergien gestaltet
von Theresa Schütz
Erschienen in: Arbeitsbuch 2024: Werk-Stück II – Die neue Regie-Generation (07/2024)
Assoziationen: Freie Szene Akteur:innen Tanz Heinrich Horwitz Theater Bremen Ballhaus Ost

Heinrich Horwitz ist Regisseur:in, ist Choreograf:in, ist Schauspieler:in, ist Aktivist:in, ist Performer:in, ist Tänzer:in, ist Musiktheatermacher:in, ist Künstlerische Leiter:in, ist Preisträger:in. Alle diese Kategorien passen – und verpassen zugleich. Denn Heinrich Horwitz ist dies alles stets mit anderen zusammen, in Relation, Austausch und Prozess; als Teil eines vielstimmigen, hybriden Netzwerks von Partner:innen, Institutionen und Kompliz:innen.
Richtig passend scheint deshalb hier auch die Form des Einzelporträts nicht zu sein. Denn der kulturjournalistische Versuch aus außenstehender Perspektive über eine Person und ihr künstlerisches Schaffen zu schreiben, basiert nicht nur auf in aller Regel intransparenter, subjektiver Selektion dessen, was hervorgehoben wird und was nicht, sowie auf festschreibender Wiederholung dessen, was schon geschrieben wurde. Als Format inkorporiert das Porträt vor allem auch noch die Idee vom genialischen Einzelkünstler – und verpasst damit die komplexe Wirklichkeit eines zeitgenössischen Künstler:innenverständnisses, das auf Vielheit und Kollektivität beruht. Und für ein solches steht Heinrich Horwitz meiner Auffassung nach zuvorderst.
Erste Begegnung: Zu Gast im Flipperverse. Ich sitze auf einem Fell auf dem Boden der Zuschauer:innenpodesterie im Ballhaus Ost in Berlin-Prenzlauer Berg. Schnell wird deutlich: Hier findet heute keine klassische Aufführung statt, sondern eine Art Happening – mit einer angekündigten Dauer von 24 Stunden. In der ersten ruhigen Willkommensphase...