Michel Decar, in Ihrem Stück „Nachts im Ozean“ dreht sich alles um den Autor Moskowitz, der zur Uraufführung eines seiner Stücke nach Montevideo reist und sich in der Stadt verliert. Während Sex, Liebe und Tod das dramatische Grundrauschen bilden, versuchen Sie wie in all Ihren Dramen möglichst schnell der Realität zu entfliehen, bauen Brüche in die Narration und feiern das Aufblühen im Surrealen. Bereits mehrmals spielten Sie in Ihren Stücken auch Situationen in immer neuen Variationen durch. Aber so weit wie jetzt gingen Sie noch nie: Sie erzählen die Geschichte aus drei Perspektiven, aus der Sicht der Protagonisten Moskowitz, Nightingale und Cáceres, und reihen diese Wahrnehmungswelten als sprachlich elegant gewobene Erinnerungsmonologe aneinander. Konnten Sie sich nicht entscheiden, welche Version Sie erzählen wollen?
Ganz im Gegenteil, als ich vor drei Jahren das Stück geschrieben habe, hatte ich von Anfang an diese Konstruktion im Kopf, die ich die Kurosawa-Dramaturgie nenne.
Der japanische Filmregisseur Akira Kurosawa zeigt in „Rashomon“ die Vergewaltigung einer Frau und den Tod ihres Mannes in sich widersprechenden Erzählungen der Opfer und Tatverdächtigen. Es geht dabei um die Suche nach Wahrheit. Was ist wirklich passiert, wer ist der Bösewicht? Suchen Sie im Spiel mit dieser Erzählform auch nach der Wahrheit...