Katja Spiess: Vor 20 Jahren warst du auf Einladung der deutschen Botschaft Kinshasa das erste Mal in der demokratischen Republik Kongo und hast seither mit deinem Label Gütesiegel Kultur* – heute Agentur Punch – viele Kooperationsprojekte mit Künstler*innen des Espace Masolo entwickelt. Wie würdest du diesen Ort heute beschreiben?
Stefanie Oberhoff: Das erste Wort, das mir einfällt, ist: Familie. Als Familie für Menschen, die keine Familie haben, ist der Espace Masolo unglaublich stabil. Es ist toll, wie die Menschen, die dort arbeiten und dort ausgebildet wurden, zusammenhalten. Selbst Ehemalige, die sich entfernt haben, können immer wieder andocken.
Schlicht ein ganz großes Wunder
Und dann gibt es etwas, das ich schlicht als ganz großes Wunder bezeichnen würde: nämlich dass das Espace Masolo heute organisatorisch zu 90 % in der Hand von ehemaligen Schüler*innen liegt. Ein Kulturzentrum, das von ehemaligen Straßenkindern geleitet wird – wenn das keine Erfolgsgeschichte ist.
Zu der Erfolgsgeschichte gehört auch, dass es mit Hilfe des Freundeskreises Espace Masolo gelungen ist, ein neues Grundstück zu erwerben und einen Neubau zu errichten. Dieser Bau, der von Ehemaligen, die heute als Maurer und Schlosser arbeiten, eigenhändig aufgebaut wurde, ist im Besitz des kongolesischen Trägervereins, so dass man gegen Grundstücks-...