Das Anthropozän ist vorbei. Ariane Koch, wie begegnen wir nicht-menschlichen Wesen im Theater? Welches Potenzial steckt in dieser Begegnung?
Ich hatte eine Initialzündung bei einem Gespräch, das ich gesehen habe – mit Steve Brusatte, einem Paläontologen. Es gibt einen sogenannten Dinosaurier-Rassismus in der Art und Weise, wie wir auf Dinosaurier schauen. Wir kennen sie heute hauptsächlich aus Jurassic Park – das sind alles Exemplare, die zu einer bestimmten Zeit in Nordamerika gefunden und anschließend kommerzialisiert wurden. Brusatte hat darauf hingewiesen, dass in China auch jetzt noch jede Woche Fossilien neuer Arten entdeckt werden, also dass es bei Dinosauriern eine Minderheit gibt, die nicht beachtet wird, die man nicht kennt aus der westlichen Populärkultur. Das fand ich sehr spannend, dass sich einerseits der Blick auf die Spezies, die man aus den Ausgrabungen kennt, mit der Zeit sehr verändert, aber eben andererseits, dass die Dinosaurier als ein Spiegel fungieren für den Menschen und die Gesellschaft, in der er lebt. Aktuelle Machtverhältnisse unserer Welt werden sichtbar dadurch, wie wir auf die Dinosaurier zurückschauen. Theater ist wiederum ein sehr guter Ort, um aus dem Menschsein hinauszuschlüpfen, zumindest als Behauptung oder zeitweise. Und ich bin idealistisch genug, um zu sagen: Theater ist der richtige Ort,...