Ein Schiff fährt auf der Donau, darauf eine demontierte Lenin-Statue, in Einzelteile zerlegt, der Körper wirkt verschoben, wie in sich zusammengesunken, der Finger zeigt nach oben. Langsam verfolgt die Kamera den Weg des Schiffes und seiner eigentümlichen Ladung, etwas Geheimnisvolles, fast Mythisches umgibt die Szene, die aus dem Film „Der Blick des Odysseus“ von Theo Angelopoulos stammt. Der Film aus dem Jahre 1995 zeigt eine Region, den Balkan, im Zerfall. Eine der beteiligten Schauspielerinnen war Maia Morgenstern, die nun auf der Bühne sitzt, während über ihr, auf einer Leinwand, der Filmausschnitt zu sehen ist.
In „Empire“, der neuesten Inszenierung des Regisseurs Milo Rau, werden vier Geschichten gezeigt und so arrangiert, dass sich immer wieder Verbindungen ergeben, Verweise und Kommentare. „Empire“ bildet nach „The Civil Wars“ und „The Dark Ages“ den Abschluss von Raus Europa-Trilogie. Es geht, wie er im Interview sagt, um folgende Fragen: „Was ist ein Krieg zwischen Bürgern? Ein Bürgerkrieg? Was – konkret – ist Macht und was Ohnmacht? Warum glauben wir? Und wie schreibt sich die europäische Gewaltgeschichte ein in unsere Körper, Herzen und die Bilder der Zeit?“
Von der, nicht nur europäischen, Gewaltgeschichte erzählen die vier Protagonisten des Abends, neben der schon erwähnten Maia Morgenstern aus...