Der erste Eindruck hat die Wucht eines Schlags: Dieses Grau! Was ist das? Der trockene Schlamm von gestern, der Zementstaub von heute oder bereits die Patina von morgen? Gewiss ist es die bleierne Farbe des Todes von gestern, heute und morgen zugleich: die Gewalt der Geschichte, die sich in heroischen Momenten für eine Revolution hält. Alles wird neu?!
Als Dimiter Gotscheff im Mai 2013 am Münchner Residenztheater Heiner Müllers „Zement“ inszenierte (es wurde seine letzte Inszenierung, er starb im Herbst desselben Jahres), holte er sich als Bühnen- und Kostümbildner Ezio Toffolutti dazu, einen alten Bekannten aus Benno-Besson-Zeiten. Toffolutti, 1944 in Venedig geboren, wo er heute wieder lebt, kam Anfang der siebziger Jahre nach Ostberlin an Bessons Volksbühne, wo dieser gerade mit seinen Spektakeln für Furore sorgte. 1973 war der letzte liberale Moment der DDR-Geschichte, man feierte die 10. Weltfestspiele der Jugend und gab sich weltoffen. Tatsächlich ging die von Künstlern als bleiern empfundene Ulbricht-Zeit mit dessen Tod zum Höhepunkt der wilden Party tatsächlich zu Ende. Was für ein Symbol! Ein Moment lang herrschte wieder Hoffnung, wollte man an die Utopie vom Sozialismus mit menschlichem Antlitz in der DDR glauben.
Auch Toffolutti wollte das. Er war Mitte zwanzig und Kommunist, das...