Solange die Musik spielt und wir uns Melancholie noch leisten können, besteht kein Anlass zur Sorge. Europa mag abbrennen, der Tanz aber geht weiter, und wir vertreiben uns die grau gewordene Zeit. Das mögen sich auch die drei Paare denken, denen wir eineinhalb Stunden lang beim Walzerdrehen zusehen und nicht müde werden dabei. Ihren Tanz auf einem längst erloschenen Vulkan vollführen sie als tragikomische Ballnacht. Mit himmlisch verstörten Gesichtern. Die Bühne ist belegt mit einem abgetretenen fleckigen Teppich, wie er einst in einem Grandhotel ausliegen mochte. Von der Decke rieselt der Putz, alles wirkt kriegsversehrt und vom Leben erschüttert. An der hinteren Wand warten Stühle, auf denen sich die sechs Akteure ab und an platzieren, dann treten sie abwechselnd nach vorn und veranstalten dies und das, Mätzchen und Kunststückchen und alles sonst, mit dem man sich die Zeit vertreibt, wenn eh schon alles egal ist: Radschlagen oder Jonglieren. Dann wieder sprechen sie in ein Mikrofon, das am vorderen rechten Rand aufgestellt ist, und verlautbaren düstere Szenarien der europäischen Zerstörung, berichten vom Nachkriegsalltag in Athen, Berlin, Zürich und Novi Sad. Dazu ertönen immer wieder Walzervariationen, darunter auch die schön kitschige aus Schostakowitschs Jazzsuite Nr. 2. Der Theaterraum als Erinnerungsraum, in dem...