Kommt man durch die Portalöffnung des Sockelgeschosses in das mit grünem Stuckmarmor ausgeschlagene Vestibül, fällt einem nur eine Veränderung auf: die Porträtbüste des Erbauers dieses ersten freistehenden Opernhauses der Theatergeschichte, Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, ist verschwunden. Sein vierter Nachfolger, Richard Paulick, der Architekt des Wiederaufbaus der fünfziger Jahre, hatte sie an den Scheitelpunkt des Parkettumgangs gestellt, wer mag sie an sich genommen haben? War es der Architekt der Fundamentalerneuerung dieses 275 Jahre alten Baus, der Stuttgarter HG (Hans Günter) Merz, dessen besondere Befähigung für das schwierige „Bauen im Denkmal“ sich in Berlin vor 16 Jahren bei der Sanierung der Alten Nationalgalerie gezeigt hatte? Oder ist die Büste an Daniel Barenboim gekommen, dem es gelang, dem alten Zuschauerraum durch Klaus Wowereit eine fünf Meter hohe und 3000 Kubikmeter umfassende Deckenanhebung aufzuerlegen, die den Nachhall auf 1,6 Sekunden vergrößern sollte?
In der ersten Fassung der Wettbewerbsausschreibung von 2008 war es hinter vorgehaltener Hand auf die Vernichtung der Paulick’schen Innenarchitektur angelegt gewesen, die, wie das Ganze des Hauses, als ein theaterarchitektonisches Gesamtkunstwerk von exemplarischer Bedeutung unter striktem Denkmalschutz stand. Jörg Haspel und Frank Schmitz haben die Gründe dafür im Juli 2008 in einem TdZ-Sonderheft „Sanieren oder demolieren? Berlins Opernalternative“ dargelegt, das mit seinen...