„Ich wichse in meine Socken“, sagt Dmitrij Schaad und reibt sich, wie so oft in diesem Stück, als Zeichen seines (gespielten) Unwohlseins die Hände. „Ich wichse in meine Socken“, wiederholt er, wirft dann die Arme in die Luft und schiebt triumphierend hinterher: „So! Jetzt ist es raus. Das Wissen ist im Raum.“ Zufriedenes Glucksen im Publikum.
Yael Ronens Inszenierungen sind, das zeigt ihre neueste Arbeit „Denial“ am Maxim Gorki Theater Berlin recht explizit, zu einer Art Selbstläufer geworden, böser gesagt: zu einer zuverlässig funktionierenden Masche. Seit der „Dritten Generation“, dem Stück, das Ronen in Deutschland bekannt machte, setzt die israelische Regisseurin auf den Effekt der kalkulierten Komik: Nichtigkeiten und Skurrilitäten werden mit dem Pathos der Ungeheuerlichkeit vorgetragen, Ungeheuerlichkeiten mit gespielter Beiläufigkeit benannt. Die Inszenierungen sollen durch fröhlichen Tabubruch den diskursiven Raum erweitern, um über Themen zu sprechen, über die sich, weil von Unkenntnis, Vorurteilen oder eben Tabus verstellt, schwer sprechen lässt: den Nahostkonflikt („The Situation“), die Balkankriege („Common Ground“), den Holocaust („Dritte Generation“).
Auch „Denial“ lebt von dieser Strategie, wenngleich es Momente gibt, wo es scheint, die Regisseurin würde ihre Taktik selbstkritisch unterlaufen. Schon das Video-Intro des Abends, das zu dröhnenden Sounds den Stücktitel und die Gesichter der Schauspieler vorbeiziehen...