Jan Klata, Sie sind seit 2013 der künstlerische Leiter eines der renommiertesten Theater in Polen – das Stary ist ein Nationaltheater. Wiederholt gab es in letzter Zeit Proteste und Provokationen gegen einzelne Aufführungen. Was genau ist vorgefallen? Können Sie etwas über den Hintergrund sagen?
Seit der historisch kontroversen Inszenierung „Kampf um Warschau 1920“ von Monika Strzępka und Paweł Demirski gibt es eigentlich eine ständige Bedrohung. Einer der rechtsgerichteten Kritiker schrieb in seiner Rezension vom „Theater des nationalen Verrats“ über uns. Wir ahnten deshalb schon, was da einmal passieren musste. Vor einem Jahr also, ein paar Tage nach dem Tag der Unabhängigkeit, kam eine Gruppe von zwanzig bis dreißig „Patrioten“ zusammen mit einem Fernsehteam ins Stary und versuchte, die Aufführung meiner Inszenierung von Strindbergs „Nach Damaskus“ zum Abbruch zu bringen. Sie hatten Trillerpfeifen dabei und störten die Vorstellung nach einer halben Stunde, während einer erotischen Szene, mit Zwischenrufen: „Das ist ein Nationaltheater!“ (stimmt) und „Schande!“ (stimmt nicht). Sie beleidigten mich und meine Schauspieler. Alle Mitglieder des Ensembles, auch ich und der Dramaturg, gingen nach vorn auf die Bühne, um ihnen direkt ins Gesicht zu sehen. Nach einigen Minuten wurden sie allerdings vom Publikum zum Verlassen des Theaters gedrängt, durch Beifall für...