Magazin
Rastloser Läufer
Zum Tod des Schauspielers Philip Seymour Hoffman
von Matt Cornish
Erschienen in: Theater der Zeit: Robert Wilson: Göttliche Monster (03/2014)
Assoziationen: Akteure Dossier: USA Dossier: Bühne & Film
Caden Cotard in „Synecdoche, New York“ (Charlie Kaufman, 2008) – ein hypochondrischer Träumer, besessen von sich selbst und vom Tod – zieht sich im Verlauf des Films immer weiter in sein Lagerhaus in New York City zurück, wo er die Stadt nachbauen lässt. Er will in einem neuen, großen und wahren Theaterstück die Alltäglichkeit des Lebens abbilden. Unzufrieden mit der „Lüge“ der imaginären vierten Wand, bittet der von Philip Seymour Hoffman gespielte Caden seinen Bühnenbildner, die Kulissen zuzumauern, aus denen die Szenerie seines monumentalen Stücks besteht: „Zumauern“, sagt er, „alles.“
Das Geniale an Hoffmans Spiel war seine Fähigkeit, mit Körper und Stimme komplexe Geschichten zu erzählen, tief in seine Rollen einzudringen, ohne die von ihm gespielten Figuren vom Publikum abzuschotten. In einem eigentlich universalen Werk verortete er seine Geschichten meist doch lokal in New York City oder, allgemeiner, in Amerika. Der Charakterschauspieler Hoffman wurde an der Tisch School der New York University ausgebildet, einer Heimat des Method Acting. In vielerlei Hinsicht trat er das Erbe der Rollen an, die Marlon Brando und Dustin Hoffman einst füllten – und ging darüber hinaus. Er übernahm einige der auf Einfühlung basierenden Techniken und ergänzte sie um die ihm eigene raue Dynamik. Anders als...