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Musik: Ein Spiel aus Worten und Musik
von Ulrike Rechel
Erschienen in: Theater der Zeit: Die Menschenbaustelle – Bühnenexperimente am Bauhaus Dessau (02/2014)
Wer sich in den Rundmailverteiler von Patti Smith einträgt, erhält hin und wieder Nachrichten von der Rock- Ikone. Die sind oft verblüffend alltäglich: dass man nicht vergessen sollte, Zahnseide zu benutzen, empfahl sie mal, oder dass es wichtig sei, ausreichend Wasser zu trinken. Manchmal erinnert Smith auch an Freunde, etwa wenn sich der Tod von Weggefährten aus alten New Yorker oder Detroiter Zeiten jährt.
Auch in ihren seltenen Interviews gibt sie sich nahbar. Sie erzählt über Begegnungen mit Rock- und Beatlegenden als seien es zufällige Interrailbekanntschaften gewesen – ob mit Dylan, Joplin, Burroughs oder Hendrix. Als sie im vorigen Jahr mit ihrer Band ein Open-Air-Konzert auf der Berliner Zitadelle gab, stellte sie ihrem größten Hit „People Have The Power“ einleitende Worte über Edward Snowden voran. 68 Jahre ist die Songdichterin aus Chicago inzwischen alt, und ihr künstlerisches Leben wirkt von außen betrachtet wie ein wundersames, fein verästeltes Kommunikationssystem, geknüpft aus Referenzbahnen zu lebenden Geistesgenossen oder lang verstorbenen. Von ihrer Verbundenheit mit anderen Künsten zeugt ihr Selbstbild, das sie zuletzt in ihrem autobiografischen Buch „Just Kids“ dargelegt hat.
Das Schreiben insbesondere von Lyrik sieht sie als ihre Kerndisziplin: „Ich bin keine ausgefeilte Musikerin“, bekannte sie mal, auf der Gitarre könne sie...