Wenn ein Theater in Italien den Namen „Ensemble“ verdient, ist es das Teatro Elfo Puccini in Mailand. Es versammelt eine Gruppe von Theaterleuten, die seit Anfang der siebziger Jahre zusammenarbeiten und immer wieder die feste Aufteilung der Tätigkeiten als Schauspieler, Regisseure, Bühnenbildner oder Techniker durchbrechen. Die Regisseure sind auch Schauspieler, zuweilen beides gleichzeitig, und das Duo Elio De Capitani und Ferdinando Bruni führt seit 1988/89, seit Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ immer wieder auch „vierhändig“ Regie. In der vergangenen Spielzeit inszenierten die beiden „Afghanistan“, ein zweiteiliges Riesenwerk von zehn Autoren (u. a. David Greig, Abi Morgan und Simon Stephens), die 2009 im Auftrag des Londoner Tricycle Theatre eine Geschichte des Landes von 1842 bis heute geschrieben hatten. Im einst entlegenen asiatischen Spannungsfeld zwischen Russland, Indien, England und den USA wurden exemplarisch so ziemlich alle Fehler begangen, die das Verhältnis des Ostens zum Westen heute so kompliziert machen. Das Stück erzählt sie unerbittlich und hilft somit auch, sagt Elio De Capitani, „den Blick dessen zu verstehen, der aus den Tälern des Pandschschir aufgebrochen ist und jetzt neben uns in der U-Bahn sitzt“. Das Elfo Puccini hat aus dem Tumult der Gründerjahre soziales Engagement in Verbindung mit extremer individueller...