„Du bist jetzt heilig. Enjoy!“, ruft die historische Jeanne d’Arc der Schiller’schen Jungfrau von Orléans hinterher. Die fährt sodann im Superwoman-Kostüm und mit nach oben gereckter Faust in den Unterboden. Die echte Johanna endet bekanntlich auf dem Scheiterhaufen, die Schiller’sche stirbt auf dem Schlachtfeld. Nachruhm ist beiden sicher. Die lange Liste der Jeanne d’Arc-Adaptionen zeigt, dass diese Frau für vieles herhalten muss, ganz egal, ob man sie als Heilige verkitscht oder als Heldin verehrt. Mit jeder Deutung verbinden sich spezifische Frauenbilder, und die stehen an Claudia Bossards Johanna-Abend im Fokus. Im Programmheft spricht sie davon, dass eine Leerstelle bleibe, weil es die eine Wahrheit über Johanna eben nicht gebe. Diese Leerstelle füllt ihre Inszenierung mit Witz und szenischer Energie.
Alles beginnt informell: Während die Zuschauer ihre Plätze erreichen, pirscht sich die historische Jeanne d’Arc, gespielt von der 14 Jahre alten Schülerin Elen Gourio, gemeinsam mit Béla Milan Uhrlau, der die Ritter La Hire und Lionel verkörpert, an den Text heran. Es geht um Frauen, Theater, Macht und Gender. Ein launiger Prolog auf weißen Plastikstühlen und ein herzliches Willkommen auf der Metaebene. Schillers Text geizt bekanntlich wie so viele seiner Stücke mit Frauenrollen. Nur ein Anknüpfungspunkt für diesen ironisch feinsinnigen und...