Feministische Ökonomie ist ein Forschungszweig, der den unbezahlten Teil der Wirtschaftsleistung ausfindig macht – welchen traditionell Frauen erbringen – und der sich generell mit geschlechtsspezifischer Arbeitsbewertung befasst. Am systematisch niedrig gehaltenen Marktwert von Frauen laboriert die Gesellschaft nach wie vor. Dafür interessiert sich Bérénice Hebenstreit. Die 32-jährige Wiener Regisseurin ist grundsätzlich von gesellschaftspolitischen Fragestellungen angetrieben.
2017 inszenierte sie den bitteren Satireroman „Superheldinnen“ von Barbi Marković. Er handelt von drei mit Superkräften ausgestatteten Frauen aus Ex-Jugoslawien, die versuchen, in Wien in die Mittelschicht aufzusteigen. Weil das Theater solche Stoffe selten verarbeitet, wie Hebenstreit findet, griff sie zu diesem Roman und hat ihn (mit Andrea Zaiser) dramatisiert. Es gelang ihr so gut, dass die Inszenierung für das nachtkritik-Theatertreffen 2018 nominiert wurde.
Wie aber verhandelt man Fragen nach wirtschaftlichen Gefügen auf der Bühne, ohne dabei gleich schwerfällig zu werden? Das ist eine zentrale Frage in Hebenstreits Regiearbeit. Schließlich will sie Theater nicht durch Politdiskussionen oder wissenschaftliche Vorträge ersetzen. Das Ringen um Sinnlichkeit, zumal bei scheinbar trockenen Themen, ist eine Gratwanderung, die bei ihr Abstraktes mit Konkretem verbindet. Immer wieder fungiert Musik als Dialogpartner. Und der Raum wird zum offenen Buch.
Mit Raum hat sich Bérénice Hebenstreit schon befasst, da war das Theater...