Es gibt Menschen, die schaffen es, dass man immer wieder an sie denkt, auch wenn man im Moment gar keinen Kontakt mit ihnen hat. So ist es mir immer wieder passiert, dass ich in Situationen, die eine persönliche Stellungnahme herausforderten, dachte, was wohl Klaus Pierwoß dazu gesagt hätte. Am 5. Juni ist er, wenige Wochen vor seinem achtzigsten Geburtstag, in seiner Wahlheimat Berlin gestorben.
Während seiner Bremer Intendanz, die durch herausragende künstlerische Ergebnisse genauso geprägt war wie durch beispiellose politische Auseinandersetzungen, machte eine Anekdote die Runde, die möglicherweise gut erfunden war, aber sehr viel über ihn aussagt:
Während einer Pressekonferenz seiner ersten, der Tübinger, Intendanz soll er sich darüber gewundert haben, dass manche Kritiker ihm mangelndes Temperament vorwarfen, um dann hinzuzufügen: „Sie tun mir Unrecht – ich habe gar keins.“ Sollte dies tatsächlich gestimmt haben, so hat er es durch Beharrlichkeit kompensiert. Ich hatte die Freude, ihn sieben Jahre lang im Vorsitz der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein an der Seite zu haben.
Er hatte die seltene Gabe, eine aus den Fugen geratene Diskussion mit wenigen Sätzen wieder aufs Gleis zu setzen, und manchmal gelangen ihm dabei kostbare Bonmots wie etwa die folgende in der Intendantengruppe zum geflügelten Wort geratene Aussage:...