Ein Abend über Liebe und Einsamkeit? Ist das nicht ein wenig fad, ein bisschen privat? Allzu intim kann es allerdings bei „Glauben an die Möglichkeit der völligen Erneuerung der Welt“ nicht werden, das liegt schon an der Bühne des Berliner Friedrichstadt-Palasts. 38 Meter breit, 37 Meter tief ist sie, sagt Fabian Hinrichs. Er erkundet die Bühne, in seinem goldenen Glitterkostüm mit bunten Federn – eine Reminiszenz an die an diesem Ort üblicherweise aufgeführten Revuen mit ihren opulenten Ausstattungen. Weit entfernt, fast nur noch ein goldenes Scheinen im dunklen Raum, wirkt der Schauspieler am hinteren Ende, der vordere Rand ist ein Rund, an das sich die Zuschauerreihen anschmiegen. Das gibt der Szene etwas fast Antikes. Die flachen Zuschauertribünen vermitteln den Eindruck von versammelter Masse, eine Wucht und Gleichheit – ganz das Gegenteil der Enge und der Logen im benachbarten Berliner Ensemble oder des rotsamtenen Saals im Deutschen Theater, an dem René Pollesch zurzeit beschäftigt ist. Am nächsten kommt dem noch der Saal der Volksbühne. Nicht unpassend, konnte Pollesch in dem Theater am Rosa-Luxemburg-Platz seine Bühnensprache entwickeln. Auch Tabea Braun, die gemeinsam mit Stefano Canulli und Philip Treacy die Kostüme verantwortete, hat jahrelang an der Volksbühne gearbeitet. Ab 2021 übernimmt Pollesch deren...