Die längere, 1859 erschienene Erzählung „Das Gut Stepantschikowo und seine Bewohner“ liegt auf Fjodor M. Dostojewskis Weg zu seinen großen Romanen und gehört zugleich zu seinen Versuchen, sich nach Lagerhaft und Verbannung wieder im literarischen Leben zu etablieren. Er erfand dafür den gescheiterten Schriftsteller Foma Opiskin, der als großspuriger Schmarotzer und Pseudophilosoph seinen Dauergastgebern auf dem Landsitz Stepantschikowo verführerisch auf die Nerven geht. Eine Prosa-Komödie mit Anklängen an Molières „Tartuffe“, die man heute etwa mit der Frage lesen kann, wie es möglich ist, dass ein Blender eine Gemeinschaft so überrumpelt, dass er diese fast ohne jeden Widerstand im Griff hält.
Der Kiewer Regisseur Vlad Troitsky, der im vergangenen Jahr zusammen mit den Punk-Musikerinnen Dakh Daughters bei dem Magdeburger Theaterfestival Wilder Osten.
Ereignis Ukraine (siehe TdZ 09/2016) und den Wiener Festwochen bejubelt wurde, legt seine Bearbeitung zunächst als recht biederes Literaturtheater an. Obwohl einige der Schauspieler zugleich in eine kleine Musikkapelle mit Violine, Kontrabass, Klavier und Mandoline integriert sind und sich mit rollenden Untersätzen auf der wie von schwarzen Resten eines Brandes übersäten Bühne bewegen, ist es eine langwierige und schwerfällige Exposition. Sergej (Marian Kindermann) kommt auf das Gut, wo der Onkel (Burkhard Wolf) als pensionierter Oberst mit seiner Mutter (Michaela...