Als du angefangen hast, Stücke zu schreiben und zu inszenieren, war der dokumentarische Ansatz im Theater etwas Ungewöhnliches. Heute gehören Recherchestücke zum Bestandteil der meisten Spielpläne. Wie findest du diese Entwicklung?
TM: Das finde ich natürlich gut, habe aber selbst immer versucht, nicht nur Originaltöne auf die Bühne zu bringen, sondern eine Überhöhung – oder noch genauer: eine Vergrößerung – zu finden. Zum Beispiel geht es im Stück „Wir haben getan, was wir konnten“ in Hamburg um das deutsche Gesundheitswesen und unter anderem um die Morde auf den Oldenburger und Delmenhorster Intensivstationen. Ich habe das mit Barockmusik kombiniert, also für das dokumentarische Material eine andere Form gefunden. Ich sage ungern, dass ich Dokumentartheater mache. Das hört sich so trocken und spröde an. Ich will die Möglichkeiten des Theaters nutzen, um Emotionen auszulösen.
Wie hat sich dein Stück „And now Hanau“ entwickelt, das den Anschlag vom 19. Februar 2020 zum Thema hat?
TM: Ich habe damit 2021 am ersten Jahrestag angefangen. Ich bin seitdem eng mit den Angehörigen der Opfer verbunden, habe viel recherchiert und aufgeschrieben. Ich lege gern am ersten Probentag dem Ensemble ein fertiges Stück vor, aber da wird sich noch einiges entwickeln. Es war mir sehr...