Als Colette starb, brach für Xavier eine Welt zusammen. Er kenne nichts Traurigeres als einen Morgen, an dem er das Frühstück mache und sie nicht komme, sagt er. Ihre Asche habe er in einer Schachtel zwischen seine Bücher gestellt. Als Satana starb, brach für niemanden eine Welt zusammen. Keiner trauerte um sie, nur ein schwarzer Musiker zog sich seinen schicksten Anzug an, ging zu ihrer Beerdigung und heulte Sturzbäche hinter seiner Ray-Ban. Er wusste, wie Satana gestorben war. Patrice würde es später als ein weiteres Beispiel dafür anführen, dass die Reichen machen könnten, was sie wollten, und dass das Recht, die Armen zu töten, zu ihrem Arsenal gehöre. Colette, der Hund, starb an einem Hirntumor. Satana, die Prostituierte, an ihren Verletzungen.
In „Vernon Subutex“ von Virginie Despentes ist die Härte der sozialen Spaltung universal. Während die linken Intellektuellen in Cannes rumänische Filme auszeichnen, Kaviar kotzen und sich die Nase mit Koks vollstopfen, stürzen Menschen wie Vernon, ehemaliger Plattenladenbesitzer, nunmehr Langzeitarbeitsloser, immer weiter die soziale Leiter hinab. „Die linken Intellektuellen“, sagt Xavier, „stehen auf Roma.“ Doch sobald einer von ihnen den Mund aufmache, suchten sie sich andere Opfer für ihren Kult.
Gerade machen sie den Mund auf. Das Mädchen mit den...