Beton. Überall Beton. Meterdick. Wer einmal durch Wilhelmshaven gefahren ist, vorbei an den klotzigen Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg, spürt die Beklemmung, die von dieser Bühne hier ausgeht: ein kaltes Gefühl der Bedrohung. Etwas lauert dort draußen und schlägt vielleicht jederzeit zu. Unsichtbar? Formlos? Nein, so alltäglich wie die Bunkerinsassen selbst: der Mensch, Maschinenbauer und Erfinder der Vernichtungsmaschinerie.
Hans Henny Jahnns Endzeitdrama „Trümmer des Gewissens“, geschrieben 1959, ist auch heute noch ein gespenstisches Stück. Vier Jahre, nachdem im russischen Obninsk das erste zivile Kernkraftwerk in Betrieb gegangen war, sah der Hamburger Schriftsteller fast prophetisch die Janusköpfigkeit des Atomzeitalters heraufziehen: eine Bedrohung, die, wie er betont, durch den „Erfolg des Geistes“ entstand. Durch Wissenschaft. Fortschritt. Der sich im Zweifelsfall eben auch gegen den Fortschreitenden selbst wendet. Denn was passiert, wenn die „Maschine“ kollabiert? Oder eben, wie geschehen, der Mensch, der sie kontrolliert? Wo hört Wissenschaft auf und fängt Kriegsgeheul an? Hans Henny Jahnn war da in der Hochphase des Kalten Krieges, drei Jahre vor der Kubakrise, ganz Pessimist. Grenzen gibt es nicht. Nur das Spiel der Mächte, von der Wissenschaft flankiert. Die Machtmittel des einzelnen Menschen, zitiert das Programmheft seine „Aufzeichnungen eines Einzelgängers“, seien angewachsen. Er sei nicht nur schnell im...