Diese Blätter wollen mithelfen, daß wir wieder zu einer wahrhaft großen, echten dramatischen Dichtung kommen. Das kann mit den Mitteln einer Zeitschrift nur geschehen, indem immer wieder geduldig verschüttete Kraftströme bloßgelegt, begangene Irrwege kritisch als solche nachgewiesen, vernebelte und verfälschte Begriffe geklärt, alte Kunstgesetze auf heutige Geltung geprüft und neue gesucht werden. Für jeden, der sich, wenn auch nur flüchtig, mit der Geschichte der Kunst beschäftigt hat, ist dabei von vornherein eines gewiß: das Neue fällt nicht vom Himmel. Wer sich der Hoffnung hingibt, daß eines Tages irgendwo ein Genie auftreten werde, das, alles Bisherige kühn über den Haufen rennend, uns ein neues Drama, das neue Drama schenkt - der glaubt an Märchen. Solche Märchen sind allerdings in einer gewissen Art von "Kunstgeschichte" gang und gäbe, Märchen, in denen beispielsweise William Shakespeare nicht als genialer Fortsetzer des Werks seiner unmittelbaren und mittelbaren Vorläufer und zugleich als genialer Vollender des Werks recht bedeutender Zeitgenossen dargestellt wird, sondern als wundersamer Vogel, der nicht einmal wie der Phönix aus der Asche, sondern aus einem Nebel genialer Gefühle und unerklärbarer schöpferischer Einfälle aufstieg.