Sarah Nemitz, Lutz Hübner, Sie sind als Autorenduo bekannt für Theaterstücke, die mit viel Sprachwitz und Tempo Geschichten von Heute verhandeln. „Abend über Potsdam“, benannt nach einem Gemälde der Malerin Lotte Laserstein, spielt indes in der Zeit von September 1929 bis September 1930. Wie sind Sie auf diesen Stoff gekommen?
Lutz Hübner: Es war im Grunde ein Zufall. Das Hans Otto Theater Potsdam hatte uns für ein Stück angefragt. Fast parallel dazu sahen wir das Bild „Abend über Potsdam“ in der Zeitung, da es von der Berliner Nationalgalerie angekauft worden war. Wir kannten Lotte Laserstein nicht, aber die fünf Personen auf dem Gemälde haben uns sofort gefesselt.
Sarah Nemitz: Da ist so ein Geheimnis unter diesen Leuten. Die Stimmung auf dem Bild hat einen seltsamen Sog, der ganz sonderbar zur Entstehungszeit passt.
Hübner: Eine Melancholie. Lotte Laserstein hat ein knappes Jahr gebraucht, um das Bild fertigzustellen, vom Ende der Goldenen Zwanziger, der Weltwirtschaftskrise 1929 bis zum Erdrutschsieg der Nazis im September 1930. Damit war die Dramaturgie recht klar. Der formale Ansatz war, anhand der fünf Personen, die auf dem Bild zu sehen sind, plus der Malerin, Biografien aus der Zeit zu erzählen.
Wie haben Sie sich dem Stoff genähert?
Nemitz:...