Tschaikowskis „Valse sentimentale“ bringt Melancholie in den Keller der Berliner Schaubude. Ein graziles weißes Reh mit Brautschleier dreht sich einsam auf dem Schallplattenteller. Das dynamische Schattenbild aber schafft die Illusion eines Paares, das sich tanzend im Kreis dreht – in Esther Nicklas‘ Installation „Hochzeitstanz – Only for you“. Im Foyer der Schaubude entsteht eine Liaison mumifizierter Schmetterlinge und winziger, hundertjähriger Puppenköpfe aus Biskuitporzellan. Florian Feisel sitzt weit oben auf einem Stuhl an der Wand inmitten von 2756 Puppenteilen und hält seine Lecture Performance. Er denkt poetisch über die unberührten, jahrzehntelang vergrabenen Porzellanfragmente nach, schaut zur gegenüberliegenden Wand, die voll von toten Schmetterlingen in Glaskästen ist und ruft zur Vereinigung beider auf. Die Zuschauer*innen geben so den Insekten Köpfchen mit feingeschwungenen Lippen sowie zarten Augen und erschaffen auf diese Weise die titelgebenden „SchmetterDinge“.
Im 25. Jahr der Schaubude gibt sich Theater der Dinge, das vom 9. bis 15. November 2018 insgesamt 16 Produktionen aus 13 Ländern zeigt, das Motto „Von der verlorenen Zeit“. „Vies de papier - Papierleben“ von La Bande Passante aus Frankreich geht den Spuren nach, die ein auf dem Flohmarkt gefundenes Fotoalbum streut. Es ist eine Annäherung an Christa-Maria Charitius, geboren 1933 in Frankfurt/Oder, verstorben 2011 in Brüssel....