Bericht
Spielzeitmotto „Vom Gehen in die Fremde“: Wie das Mainfranken Theater Würzburg Formen der Migration verhandelt
Die ersten beiden Schauspielpremieren „Maria Stuart“ und „In den Alpen“ nähern sich dem Thema aus diametral unterschiedlichen Richtungen an
Assoziationen: Theaterkritiken Bayern Elfriede Jelinek Markus Trabusch Tamó Gvenetadze Mainfranken Theater Würzburg
Erschienen am 7.10.2024
Das Motto der soeben eröffneten Spielzeit am Mainfranken Theater Würzburg lautet „Vom Gehen in die Fremde“. Nun gilt für die meisten Spielzeitmottos, dass sie mit etwas Fantasie auf jeden beliebigen Stoff anwendbar sind. „Vom Gehen in die Fremde“ macht da keine Ausnahme, schließlich sollte jeder Theaterbesuch irgendeine Art Alteritätserfahrung bieten.
Die ersten beiden Schauspielpremieren jedenfalls nähern sich dem Motto aus diametral unterschiedlichen Richtungen. Sehr naheliegend ist der Bezug in Friedrich Schillers Trauerspiel „Maria Stuart“, neu inszeniert von Intendant Markus Trabusch. Geht doch die geschasste Schottenkönigin Maria wörtlich in die Fremde – nach England, wo sie als gefährliche Migrantin 18 Jahre lang eingekerkert wird.
In Elfriede Jelinkes „In den Alpen“ ist die Alteritätserfahrung weitaus existenzieller: Lässt man das Bergsteigen als vordergründige Metapher beiseite, bleibt der denkbar drastischste Schritt von A nach B: der vom Leben in den Tod, die fremdeste aller Fremden. Doch dazu später.
Der erste Eindruck von Trabuschs „Maria Stuart“ ist: Klarheit. Der Eindruck wird Bestand haben über die drei Stunden Spielzeit zuzüglich Pause im neuen Kleinen Haus. Klarheit der Bühne (Catharina Gormanns), der Kostüme (Su Bühler), der Szenen und vor allem der Personen.
Das Stück ist trotz geschickter Kürzungen auch in Würzburg lang, aber nicht zu lang. Szenische...
Erschienen am 7.10.2024
