Tradition und Neubeginn – Oper in zwei Städten
von Stefan Keim
Erschienen in: Oper am Rhein für alle – Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg. Generalintendanz Christoph Meyer (2009–2025) (07/2025)

Düsseldorf und Duisburg sind sehr unterschiedliche Kommunen und haben dennoch zu einer stabilen Musiktheatergemeinschaft gefunden. Die Gebäude sind Hingucker, in Düsseldorf wie in Duisburg. Die Oper in Düsseldorf, 1875 gegründet, direkt am Hofgarten gelegen, gegenüber die Altstadt, im Rücken seit Neuestem der neue Kö-Bogen, wird es nicht mehr lange geben. Die Stadt hat einen Neubau beschlossen, der notwendig ist, weil trotz aller Verbesserungen und Ertüchtigungen das Haus nicht mehr den Anforderungen eines heutigen Theaters entspricht.
Das Theater Duisburg ist neuer, 1912 war die Eröffnung. An einem Donnerstagnachmittag, mitten in der Woche. Schon das war ein Signal für eine Arbeiterstadt wie Duisburg. Hier geschieht etwas Besonderes, das Theater schafft sich einen Feiertag. Das Vorspiel zu Richard Wagners »Meistersingern« hat dieses Statement akustisch unterstrichen. Es war die Zeit der Theatergründungen im Ruhrgebiet. Auch in Essen, Hagen, Dortmund und Bochum öffneten städtische Bühnen. Die Wirtschaft boomte, ein Bürgertum entstand, das Orte forderte, an denen es seinem Lebensstil Ausdruck geben konnte. Die Räte und Unternehmer waren auch bereit, dafür zu zahlen. 1,44 Millionen Mark sammelte Duisburg an Spenden, um den schmucken Musentempel mit einem weißen, sechssäuligen Portikus zu bauen. Wenn man heute aus Duisburgs Fußgängerzone hinüberblickt, leuchtet das Theater noch immer wie ein versprengtes...