Theater der Zeit

Bühnenbild

Weltbühne für die Bühnenwelt

Die Prager Quadriennale – die einzigartige internationale Leistungsschau zum Thema Bühnenbild

von Petra Ježková

Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Tschechien (09/2018)

Assoziationen: Sparten Akteure Europa

Anzeige

Anzeige

Die Prager Quadriennale (PQ) ist die weltweit größte Ausstellung zum Thema Bühnenbild und Theaterraum, zu der sich in Prag alle vier Jahre Bühnenbildner, Architekten und Theaterschaffende treffen. Sie entstand in den 1960er Jahren, einer Zeit, in der das tschechische Theater dank Regisseuren wie Otomar Krejča, Alfréd Radok und Jan Grossman sowie ihren Bühnenbildnern, namentlich Josef Svoboda, František Tröster oder Ladislav Vychodil, internationale Berühmtheit erlangte. Vom ersten Jahrgang 1967 an bot die Ausstellung die Möglichkeit eines für damalige Verhältnisse ausgesprochen offenen Austauschs fachlicher und künstlerischer Erfahrungen und Visionen. Sie spiegelte zeitgenössische Richtungen und Tendenzen des Theaters aller fünf Erdteile wider und war eine Werkschau der neuesten Einfälle und Technologien. Die einzelnen Präsentationen waren zudem immer von eigenständiger künstlerischer und performativer Qualität. Mit Installationen, Collagen, Konstruktionen, beweglichen Objekten oder Projektionen wurde so originell wie möglich ausgestellt, was man eigentlich gar nicht ausstellen kann: die flüchtige Kunst des Theaters.

Im Lauf der Jahre wandelte sich die PQ und erweiterte ihr Spektrum, umfasste bald auch Licht- und Tondesign sowie neue Trends wie ortsspezifische Produktionen, Straßentheater u. v. m. Seit 2009 organisiert die PQ außerhalb des Hauptprogramms auch Ausstellungen, Symposien, Workshops, performative Projekte, Weiterbildungen und Residenzprogramme – alles mit dem Ziel, eine internationale Plattform für die theoretische und praktische Weiterentwicklung der zeitgenössischen Szenografie im weitesten Sinne zu schaffen. 2015 expandierte die PQ in die Straßen von Prag, zeigte ihre Ausstellung nicht mehr nur an einer Stelle, sondern an vielen sehr unterschiedlichen Orten der Innenstadt und präsentierte Kunst- und Theateraktionen im öffentlichen Raum. An diesem letzten Durchgang nahmen 6 000 Theaterprofis und -studenten teil, und die PQ begrüßte mehr als 180 000 Besucher aus der ganzen Welt.

An den bisher dreizehn Ausgaben der PQ nahmen die bedeutendsten internationalen Koryphäen teil, Szenografie- und Architekturlegenden wie Tadeusz Kantor, David Borovský, Alejandro Luna, Oscar Niemeyer, Robert Wilson, Jennifer Tipton, J. C. Serroni, Heiner Goebbels, Anna Viebrock, George Tsypin u. v. m.

Die künstlerische Direktorin der 14. Prager Quadriennale 2019, Markéta Fantová, sagte auf die Frage, woran sie anknüpft und mit welcher Konzeption sie die PQ weiter formen will:

„Bis 2015 ist die PQ immer größer geworden und hat auf weitere Gebiete übergegriffen: Performance Art, Street Art, Interventionen im öffentlichen Raum, konzeptuelle Performance, Installationen und auf praktisch alle Bereiche menschlicher Tätigkeit. Das war aufregend, aber zugleich auch beunruhigend. Aufregend, weil dadurch neue Ideen und Herangehensweisen, neue Kooperationspartner und Teilnehmer aufs Tapet kamen. Beunruhigend, weil die Identität der gesamten Veranstaltung immer konturloser wurde und nicht mehr verständlich war. Eines meiner Ziele ist es, das Hauptaugenmerk zurück auf Bühnenbild, Performance-Design und Theaterarchitektur zu lenken. Damit dies gelingt, müssen wir die Frage stellen, wie sich das Performance- Design von anderen Disziplinen unterscheidet. Für mich ergeben sich drei Dinge: der zyklische Schöpfungsprozess, das kollaborative Schaffen und das Ephemere. Als die Schlüsselpunkte, die das künstlerische Konzept für 2019 definieren, kamen die drei Hauptteile des zyklischen Schöpfungsprozesses ins Spiel: Imagination, Transformation und Gedächtnis.“ //

teilen:

Assoziationen

Neuerscheinungen im Verlag

Charly Hübner Buch backstage
Cover XYZ Jahrbuch 2023
Recherchen 162 "WAR SCHÖN. KANN WEG …"
"Scène 23"
"Zwischen Zwingli und Zukunft"
Recherchen 165 "#CoronaTheater"
"Die Passion hinter dem Spiel"
Arbeitsbuch 31 "Circus in flux"
"Passion Play Oberammergau 2022"
Recherchen 163 "Der Faden der Ariadne und das Netz von Mahagonny  im Spiegel von Mythos und Religion"
Passionsspiele Oberammergau 2022
"Theater der Vereinnahmung"
Recherchen 156 "Ästhetiken der Intervention"
"Theater unser"
"Pledge and Play"