Während des Spektakels der Olympischen Sommerspiele 2012 in London war die Wooster Group bei der Royal Shakespeare Company (RSC) zu Gast. Englands Meisterensemble des klassischen Theaters hatte die berüchtigten „Klassikzertrümmerer“ aus Amerika zu einer Koproduktion eingeladen. Die gemeinsame Wahl fiel auf das bekanntermaßen schwierige Stück „Troilus und Cressida“, das sich eingezwängt zwischen den Tragödien und den Historiendramen im „First Folio“ befindet und doch auch zu den Komödien gehört. Angeführt von Mark Ravenhill, übernahmen die Engländer die Rolle der Griechen, dieser ungehobelten Schläger, die fern der Heimat nichts zu verlieren hatten. Die Amerikaner, unter ihrer Generaldirektorin Elizabeth LeCompte, spielten die Trojaner: tragische, edle Liebhaber, die ihre Festungstürme ebenso zotig wie ritterlich verteidigten. Das groteske Drama setzte einen spannenden Kontrapunkt gegen das grandios nationalistische Abfeiern der Olympischen Spiele. Doch die englische Kritik konnte mit der kruden Kollision der Stile in „Cry, Trojans!“ wenig anfangen. Ihnen blieb die Wooster Group ein Rätsel: Verkleidet in Indianerkostüme, hielten die Schauspieler Lacrosseschläger in den Händen, trugen labbrige Plastikabdrücke griechischer Statuen auf dem Rücken und quetschten die Sprache Shakespeares durch ein Medley von Akzenten.
Nun sind Wooster-Group-Stücke fast immer „in process“; LeCompte arbeitet oft noch lange nach der Premiere weiter an ihren Produktionen. Und so hat sich...