Schon einige Zeit vermisste man nach einer Premiere im Dresdner Staatsschauspiel die kurze Plauderei mit Dieter Görne. Wobei der ehemalige Intendant nie den besserwissenden Kritiker seiner Nachfolger spielte, sondern nur aus seiner erfahrenen Sicht Aspekte zum Stück beisteuerte. Mit seiner unverwechselbar knarrenden Stimme, die mit dem weichen sächsischen Idiom leicht kollidierte. Der 1936 in Heidenau bei Dresden Geborene legte es nie ab, und es gibt Sachsen wie ihn, bei denen hört man es gern.
Seit dem 4. Januar ist Dieter Görne nun verstummt. Auch offiziellen Nachrufen ist neben der Aufzählung von Fakten ein selten gewordener Hauch von Wärme anzumerken. Er wirkte eben wie ein ausgleichender Vater, suchte nie den Affront. Untypisch erscheint eine Erinnerung der Sächsischen Zeitung an eine der ersten „Dresdner Reden“ von 1992. Für Willy Brandt war es eine seiner letzten Reden, und der Intendant selbst warf hoch erregt einige Studenten aus dem Schauspielhaus, die gegen die Politik des ehemaligen Bundeskanzlers laut protestierten.
Bei seinen Entscheidungen konnte sich Dieter Görne auf eine solide germanistisch-kunsthistorische Ausbildung verlassen. Um die Namen Ernst Bloch und Hans Mayer, bei denen er in Leipzig ab 1953 studierte, muss man Dieter Görne postum noch beneiden. Solide klassische Bildung bot das Fundament für erste dramaturgische...