Theater der Zeit

ausbildung und corona

Generation Corona?

Schauspielausbildung als Achterbahnfahrt: Berichte aus Wien und Bochum

von Friederike Felbeck

Erschienen in: Theater der Zeit: Thema Ukraine: Serhij Zhadan „Lieder von Vertreibung und Nimmerwiederkehr“ (04/2022)

Assoziationen: Schauspiel Sprechtheater Nordrhein-Westfalen Österreich Dossier: Corona

Der erste Jahrgang des Schauspielstudiengangs an der MUK in Wien.
Der erste Jahrgang des Schauspielstudiengangs an der MUK in Wien. Foto: Fabian Cabak

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Die Nachricht kommt wenige Tage vor der Premiere im März 2020. Eva-Lina Wenners und Paula Winteler studieren Schauspiel an der Folkwang Universität der Künste in Essen, und nach einem ersten intensiven Jahr soll es jetzt erst so richtig losgehen – der Umzug ins Theaterzentrum in Bochum steht unmittelbar bevor: „Jetzt zeigen wir’s euch allen!“ Dann der Schock: Alle Gäste müssen ausgeladen, der Campus darf nicht mehr betreten werden, die erste Vorstellung vor Publikum – abgesagt! Es heißt, da kommt ein Virus, und der wird große Auswirkungen haben – auf alles. Endzeitstimmung. Ein letzter gemeinsamer Abend der elfköpfigen Klasse in einer Kneipe, ein trauriger Abschied auf unbestimmte Zeit. Zwei quälend lange Woche ist vollkommen unklar, wie es weitergeht. Dann heißt es: Online-Unterricht. Als fassungslos, aggressiv und sauer, aber auch verzweifelt beschreiben die beiden ihren damaligen Gemütszustand. Wie soll das gehen? Alle haben Angst um ihr Studium. Paula Winteler fährt erst mal nach Hause – das ist 600 Kilometer entfernt. Sie erinnert sich: „Wir waren überzeugt, dass wir einfach schlechtere Schauspielerinnen werden.“ Henri Mertens ist damals noch in Feierlaune. Er hat sich gerade gegen Hunderte von Mitbewerber:innen durchsetzen können. Nun beginnt er sein Studium während des ersten Lockdowns. Geraubt, unterschlagen – das erste Semester Grundlagenunterricht. Eigentlich eine Spezialität der Folkwang: Studierende der Fachbereiche Schauspiel, Physical Theatre, Regie und Musical erforschen gemeinsam das Universum Theater – viel Improvisa­tion, Persönliches, größtmögliche Nähe. Für Henri Mertens bedeutete dies einen herben Absturz: lauter Vorfreude und dann die Gewissheit, unfassbar viel zu verpassen!

Bis Mai 2020 hat sich dann alles eingependelt. Zunehmend steigt die Akzeptanz, und die Studierenden gewinnen mehr Selbstsicherheit. In kleiner Besetzung kann nach den ersten Lockerungen auch wieder in Präsenz oder an der frischen Luft geprobt werden: Liebesszenen mit fünf Metern Abstand. Und lange Abende vor dem Bildschirm, vereinzelte Spaziergänge mit den Kommilitonen, um die überhaupt erst (physisch) kennenzulernen. Der gesamte Unterricht findet auf Distanz statt. Das bedeutet Fechten mit dem Kochlöffel, Aufwärmübungen und Bewegungstraining, bei denen man sich den Kopf am Hochbett stößt, Stimmtraining und Sprecherziehung in der Privatwohnung, vor den empfindlichen Ohren der Nachbarn. Inzwischen habe sie alle Hemmungen verloren, lacht Paula Winteler. „If I can make it there, I’ll make it anywhere.“ Aber das bedeutet auch: keine WG-Partys, Leben in Infektionsgemeinschaften und weitgehende persönliche Isolation, und das auf wenigen Quadratmetern allein, wochenlang. Aber die Selbstdisziplin und der Wille, diese Herausforderungen zu bestehen, ist bei allen stark ausgeprägt, der Zusammenhalt umwerfend. Sie werden es brauchen, denn das Virus bleibt lange, sehr lange noch.

Julie Pitsch studiert heute im ersten Jahr Schauspiel, ebenfalls in Essen. Sie hat für ihre Aufnahmeprüfungen drei Kurz­videos eingereicht und so die ersten Runden online absolviert. Leute kennenlernen, die Stimmung an einer Schule mitbekommen, direkten Kontakt zu den Dozenten – gestrichen. Die Videos entstehen mit der Handykamera zu Hause, die Familie wird zum Publikum. „Das kann eigentlich nichts werden“, beschreibt sie ihre Unsicherheit. Die Absagen sind dann auch prompt anonym, ohne Feedback oder Begründung, ein Rätsel. Dann kommt sie doch in Essen in die zweite Runde. Ein Tag, zwölf Stunden, sechs Bewerber. Die Aufmerksamkeit, die ihnen geschenkt wird, führt dazu, dass viele gesagt haben „Ich will unbedingt an die Folkwang“.

„Eine Ausrichtung der Kamera im Querformat, die es zulässt, dass man die Totale sieht, aber auch Nahaufnahmen ent­stehen.“ Fabia Matuschek erinnert sich, wie sie mit ihrem iPhone 8 versucht, den Anforderungen der Schulen gerecht zu werden, bei denen sie sich bewirbt. Heute weiß sie: Glück gehabt! Denn sie hat ein großes Zimmer mit einer weißen Wand, das macht einen besseren Eindruck, andere zoomen ins elterliche Wohnzimmer. Sie baut ihr Bett auseinander, die Paletten-Konstruktion wird zum überdimensionalen Kamerastativ umfunktioniert, noch ein paar Bücher drauf, und es kann losgehen. Fabia Matuschek studiert inzwischen Schauspiel an der Musik und Kunst Privatuniversität Wien, kurz MUK genannt. Gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Amrito Geiser lobt sie den sehr, sehr positiven Empfang an der MUK – ein krasser Gegensatz zu der Eiseskälte, von anderen Schulen nie eine Rückmeldung zu erhalten, warum die Bewerbung abgelehnt wird. Für die Schulen hat dies rechtliche Gründe. Im Gegensatz dazu werden an der MUK alle Runden der mehrstufigen Aufnahmeprüfung in Präsenz durchgeführt. Die Termine werden in den Sommer verschoben, die Universität stellt das gesamte Gebäude zur Verfügung. Ermöglicht wird die Einhaltung des strikten Sicherheitskonzepts durch das persönliche Engagement von Dozenten und Studierenden, die hierfür auf zehn Tage ihres Sommerurlaubs bzw. der Semesterferien verzichten. Estera Stenzel, seit 2014 Professorin für Schauspiel und stellvertretende Studiengangsleiterin, beschreibt das ausgefeilte System und die straffe Organisation, wie 280 Bewerber durch die Korridore gelenkt werden. Sie formuliert ein starkes ­Plädoyer für die aufwendige Präsenzprüfung und gegen das Einreichen von Bewerbungsvideos, denn Schauspiel bedeutet Menschen in all ihrer Komplexität, Bildschirm ist Oberfläche.

Amrito Geiser gesteht, wie ihn lange noch die Angst begleitet hat: Jetzt werde ich endlich Schauspieler, ein Herzenswunsch geht in Erfüllung, ein Chemiestudium hat er dafür aufgegeben, aber wird es reichen? Auch in Wien erlebt man die Pandemie zunächst als Schockwelle, die von Phasen der Euphorie und Aufbruch abgelöst wird. Während der Lockdowns ist der Zugang zu den Institutsgebäuden vollständig untersagt. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch – so erweist sich der Online-Unterricht als blühende Wiese für die Erforschung von neuen Formaten und Inhalten. Wesentliche Voraussetzung, sagt Karoline Exner, Dekanin der Fakultät Darstellende Kunst und Studiengangsleiterin Schauspiel, war der Zusammenhalt im Team, an dem sie selbst einen entscheidenden Anteil hat: Ihre wöchentlichen Instituts­berichte an gleichermaßen Lehrende und Studierende, die eine sehr persönliche und ermutigende Note haben, sind ein bisschen „Kult“ an der MUK. Und: jeden Tag ein PCR-Test. Kleingruppen proben in Präsenz – zu zweit, zu sechst, zu acht. Der Bewegungsunterricht findet online statt, der Gesangsunterricht fällt lange aus, aber ein jahrgangsübergreifender Chor trifft sich digital.

Estera Stenzel beschreibt, wie sie als Dozenten die Unterrichtsinhalte anpassen. So entstehen Etüden für Alltagsbühnen: auf dem Balkon, unter dem Tisch, in der Dusche. Werkschauen, Endarbeiten online? Das sind sterile Umstände. Immer begleitet von der Maxime: „Wir müssen öffnen!“ Sobald es geht.

Das Schauspielstudium an der MUK ist ein duales für Bühne und Film, ein klarer Vorteil. Es entstehen zahlreiche Kurzfilme, die Studierenden setzen sich mit politischen Reden auseinander. Höhepunkt ist eine Performance mit biografischem Material auf der Grundlage von Albert Camus’ Roman „Die Pest“. Beim internationalen FIST16 Festival der Schauspielschulen erhält der Jahrgang für seine Zoom-­Collage in Belgrad den ersten Preis. Aber Karoline Exner sieht auch die Grenzen: „Erst wenn ich mein Handwerk beherrsche, kann ich es in den digitalen Raum ver­legen.“ Neben der Leitung der Schauspielabteilung war sie als Dekanin auch stark in die Belange der Studiengänge Gesang und Oper, Musikalisches Unterhaltungstheater sowie Zeitgenössischer und Klassischer Tanz involviert: „Wir hatten es in der Schauspielabteilung noch vergleichsweise gut – für die Tänzer:innen oder Musicalstudierende ist ein digitales Studium nahezu unmöglich.“

Im Oktober 2021 startet die MUK nach anderthalb Jahren wieder in das erste reine Präsenzsemester – Masken tragen, Abstand halten, ununterbrochen lüften scheinen die letzten läss­lichen Einschränkungen zu sein. Doch Österreich macht noch mal ganz zu: Vom 22. November bis 12. Dezember 2021 geht das Land in seinen 4. Lockdown, den die Studierenden spürbar schwerer wegstecken. Auch die aktuelle Situation ist, so sehr sie auch von Lockerungen geprägt ist, so angespannt wie nie: Vor den heiß ersehnten Vorstellungen von „Universal Robots“, für den 3. Jahrgang der erste öffentliche Auftritt vor Publikum überhaupt, brummt die WhatsApp-Gruppe, denn nur ein einziger Corona-Fall im gesamten technischen oder künstlerischen Team bedeutet das Aus. Der Phantomschmerz aus dem März 2020 ist noch spürbar: auch in Wien musste wenige Tage vor der Premiere die Einmal-im-Leben-Abschlussinszenierung abgesagt werden.

Immerhin schafft die MUK es, das jährliche deutschsprachige Schauspielschultreffen, das 2020 komplett der Pandemie zum Opfer fällt, im Juni 2021 – wenn auch digital – mit großem Erfolg für alle Beteiligten auszurichten. Im frisch sanierten Volkstheater unter der neuen Leitung von Kay Voges säumen zahlreiche Workshops und Podiumsdiskussionen ein sehr vielfältiges Programm, dessen Spektrum von auf dem Hochschulcampus abgefilmten klassischen Theaterszenen bis zu hoch experimentellen filmischen Eigenkreationen und Stückentwicklungen reichen, die nicht zuletzt auch die eigene biografische und berufliche Situation der jungen Schau­spielanwärter:innen ins Visier nehmen.

An der Folkwang Universität stemmt sich Daniela Holtz, Professorin für Praktische Theaterarbeit, gemeinsam mit ihrem Kollegium gegen die Pandemie und erfindet mit einer nach der kürzlich verstorbenen Schauspielerin Elke Twiesselmann benannten und mit 2000 Euro dotierten Auszeichnung den ersten Preis für Nachwuchs-Schauspielerinnen überhaupt. „Die weib­liche Sicht als ästhetisches Prinzip ist noch immer keine Selbstverständlichkeit“, sagt Daniela Holtz und wünscht den Preisträgerinnen, dass sie die Courage haben, „mutig und stolz, auch bei Gegenwind“ die eigene Sichtweise zu vertreten. Schon vor Corona beobachtet sie, dass die Absolvent:innen sehr viel genauer hinsehen, was sie auf dem Markt erwartet, und sich fragen, ob sie sich überhaupt in das System „Stadttheater“ hineinbegeben möchten. Das Virus wirkt da wie ein Katalysator. Und so meldet sich Daniela Holtz im Mai 2021 überraschend mit einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über die „Grauzonen der Probebühne“ aus der verschärften Perspektive einer Schauspielschule zu Wort. Sie beklagt zu Recht die „Schieflage an den deutschen Bühnen zwischen dem, was die Spieler künstlerisch abbilden sollen, und dem, was ihnen jeden Tag als Arbeitnehmer, die sie ja auch sind, widerfährt“. Denn am Ende des Studiums steht oft Ernüchterung, dass die ­eigene künstlerische Persönlichkeit, die jahrelang systematisch gefördert wurde, nun wieder veräußert werden muss. Mitspracherecht, #MeToo, gleichberechtigte Teilhabe an der Identitäts- und Strukturdebatte der Theater und im Film – das fordern ihre Studierenden zunehmend ein. Vor einer Funktionalisierung der Schauspielausbildung warnt auch Karoline Exner: Ausbildung sollte keine „Durchgangspresse“ für den Markt sein. Paula Winteler, die gerade in ihr letztes Ausbildungsjahr geht, fürchtet auch, am Ende in verhärtete und veraltete Strukturen zu geraten.

Eine klaffende Wunde, die Corona hinterlassen hat, ist die Abschlussklasse 2020/2021. „Die Theater hatten sich noch nicht sortiert“, interpretiert Holtz die Schwierigkeiten dieses Jahrgangs. „Wir waren komplett vom deutschen Markt ausgeschlossen“, sagt Karoline Exner. Die meisten der MUK-Absolvent:innen dieses Jahrgangs arbeiten heute frei, als Gast, einige haben ein feministisches Kollektiv gegründet oder nahmen ein Erasmus-Auslandsjahr. Aktuell sind 187 Absolvent:innen von deutschsprachigen Schauspielschulen auf Vorsprechtour. Dramaturg:innen sitzen im Schachbrettmuster, und nach dem Ausfall im Vorjahr wird wieder kräftig engagiert. Auch wenn am Spielfeldrand in Plaudereien vorsorglich das eine oder andere Defizit ­signalisiert wird, geschieht dies wohl mehr aus einem ehrenwerten Beschützerinstinkt. Die zuständige Zentrale Auslands- und Fachvermittlung, die ZAV Künstlervermittlung, führt ein angenehmes Nischendasein in der Bundesagentur für Arbeit. Hier wird vermittelt, es muss nicht „gefördert und gefordert“, keine Leistungen gekürzt, keine Künstler in andere Branchen gedrängt werden. Der Kunde ist hier noch König:in. Lange schon ist eine Doppelführung für die Schauspielstudierenden mit den unterschiedlichen Vermittlungsangeboten wie Film/Fernsehen und Musical vorgesehen. Derzeit ist man sehr beschäftigt mit der korrekten Bezeichnung des Erscheinungsbildes: süd- oder mitteleuropäisch, arabisch, persisch oder doch besser gemischte Herkunft?

Ob während der Pandemie neue Formate, Ideen oder Initiativen entstanden sind? „Unter Corona war eine Intensivierung gar nicht möglich, der Kontakt ist ja sowieso sehr intensiv“, sagt Volkmar Kampmann, Leiter der Abteilung für Schauspiel, Filmschaffende, Media, Werbung und Fashion. Allein hält auch die ZAV bereits seit 2017 für alle Wechselwilligen eine sogenannte Transition-Sprechstunde vor. Ein reiches Beratungsangebot aus Workshops und Einzelfallbetreuung holt Arbeitnehmer:innen mit Fähigkeiten ab, die man am Theater braucht, aber auch ganz anderswo gebraucht werden könnten. „Das ist sehr gefragt“, ergänzt Kampmann. Es geht heute um „Mischfinanzierung“ als Model, in der Werbung, im Internet, als Influencer – das Klischee des Künstlers als Kellner und Taxifahrer – passé. Logopädie, IT, pädagogische und soziale Berufe sind begehrt. Vor sieben Jahren hospitiert Kampmann im Grundlagenunterricht einer Schauspielschule. „Keiner war dabei, der damit gerechnet hat, dass er sein Leben lang diesen Beruf ausübt.“ Gibt es eine statistische Erhebung von Berufswegen von Schauspieler:innen, ob und wie lange diese ­aktiv im Beruf bleiben? „Ich befürchte Nein. Vielleicht 40 Prozent – eine subjektive Schätzung ohne Anspruch auf statistische Genauigkeit, vor allem was die vielen Privatschulen betrifft, entzieht sich das meiner Kenntnis. Wir vermitteln die, die vermittelt werden wollen. Aus ,Transition‘ kann man keine Trends ableiten.“ Der blinde Fleck der ZAV sind seit Jahren die Regiestudierenden, die Dramaturg:innen. So setzt das neu gegründete junge ensemble-nNetzwerk (JEN) als Plattform für alle Studierenden der Fachbereiche rund um die darstellenden Künste im September 2021 mit ihrem „Mayday der Corona Generation“ einen verzweifelten Notruf ab und beschwört einen bitteren Kampf der Generationen – Jung gegen Alt. Aus Sicht der Schauspielstudierenden heißt es aber vorläufig: Wir sind noch mal davongekommen.

Eike Onyambe ist Absolvent der MUK und während der Pandemie eine Art Held der Universität geworden. Bereits in seinem ersten Jahr wird er Mitglied der Studierendenvertretung, dann Teil der Corona Task Force. Das Digitale hat zu einer starken Vernetzung auch unter den Schauspielschulen bis hinein in die Theater und auf die Filmsets geführt. Nichts bleibt mehr unbeobachtet. „Das große Hinterfragen“ von Strukturen und Hierarchien hat längst begonnen. Die Solidarität unter den Studierenden und Berufs­anfän­ger:innen ist massiv – rassistische, sexistische Übergriffe in einer „Grauzone“ unmöglich! Nun freut er sich auf sein erstes Engagement, auf Theaterluft und echtes Publikum. „Wir haben alle jetzt genug gedreht“, seufzt er. „Vielleicht habe ich mir Luftschlösser gebaut“, aber er sieht eine sehr politische Generation mit viel „Bock auf Theater“ aufziehen. Nur der Händedruck, die Umarmung – das kommt erst langsam wieder. Und so ist es dem soliden Optimismus, der Widerständigkeit und der Ausdauer von Lehrenden wie Karoline Exner und ­Estera Stenzel in Wien, Daniela Holtz in Bochum und ihrem intensiven Miteinander in einem engagierten Kollegium zu verdanken, dass der Dampfer Schauspielausbildung bisher so gut durch das schwere Fahrwasser der Pandemie gekommen ist. Vor allem aber sind es die Studierenden selbst – eine mutige, eloquente und kämpferische Generation – ihre einzige Triggerwarnung an uns: Wir sind keine „Generation Corona“.

Auch mit den Absolvent:innenvorsprechen, liebevoll AVO genannt, des Jahrgangs 2021/2022 knüpft man in Wien wieder an die erfolgsverwöhnten Vorpandemiejahre an. Nach einem von der Ständigen Konferenz Schauspielausbildung organisierten Austausch mit Hasko Weber als Vorsitzendem der Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins blickt Karoline Exner mit der ihr eigenen, höchst ansteckenden Zuversicht nach vorne. Aber – auch auf der Seite der Theater hält man sich noch bedeckt: „Da kommt noch was“, schließt sie. Nun ist das Erste schon da: ein Krieg vor der europäischen Haustür. Aber wer, wenn nicht diese Spieler, die durch die Sorge und die Herausforderungen dieser Pandemie geschult wurden, können den künstlerischen Mut, das Know-how und den politischen Willen erringen, um auch diese Krise zu bewältigen und im Theater neue, ihre Standards zu setzen und ihm einen neuen Zauber zu verleihen. //

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