Theater der Zeit

Theater der Zeit 4/2022

Thema Ukraine: Serhij Zhadan „Lieder von Vertreibung und Nimmerwiederkehr“

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Editorial

Wie kann eine Theaterzeitschrift auf diesen Kriegsbeginn reagieren? Wenn man ukrainische Theaterleute, die in Kellern sitzen oder fliehen müssen, persönlich kennt? Wenn man russische Theaterleute kennt, die ebenfalls fliehen müssen, die mutig auf Demonstrationen gehen und dafür verhaftet werden oder eben mit zusammengepressten Lippen fassungslos zuschauen, wie ihre in der ganzen Welt geschätzte Theaterkultur innerhalb weniger Wochen in diesem Krieg mit untergeht? Serhij Zhadans Text „Lieder von Vertreibung und Nimmerwiederkehr“, dessen Uraufführung noch im letzten Heft als „aktuell brisanteste Produktion“ der Münchner Biennale für neues Musiktheater angekündigt war, hat sich als prophetisch erwiesen. Als erschreckend prophetisch. Aber auch als Gabe der Literatur, die mehr sieht als alle Medien (und wohl auch Geheimdienste) zusammen. Zhadan, der in Charkiw lebt und dort …

Stück

Lieder von Vertreibung und Nimmerwiederkehr

Einleitung Passkontrollbereich am Grenzübergang eines osteuropäischen Landes. Eine regnerische Nacht. Grelles Scheinwerferlicht erhellt die Luft. Eine Schlange von Menschen, die – von Osten kommend – die Grenze überqueren wollen. Auf …

von Serhij Zhadan

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Treuhandkriegspanorama

1 AUDIOGUIDE Fangen wir also an. Gemeinsam zunächst. Wir sind froh, dass es beginnt. Ja, ein wenig aufgeregt sogar. So lange schon hatten wir gehofft. Insgeheim. Auf eine Veränderung. Denn. …

von Thomas Freyer

Thema

Kommentar

Falsches Bekennertum

Dostojewski und Putin haben sich nie kennengelernt, sich nie die Hand geschüttelt, sich nicht ausgetauscht über Politik, Kriege oder Literatur. Ein klarer Fakt, der gerade dennoch erwähnenswert erscheint. Nämlich, wenn …

Foto: Wolfang Rappel

Kunstinsert

Penelope Chauvelot, Richard Peduzzi, East River, New York 1986

Laudatio für Richard Peduzzi

1. Die Theaterräume, Opernräume, Filmräume, Ausstellungsräume und architektonischen Räume, die Richard Peduzzi gebaut hat, leben von der Spannung, welche die architektonische Operation und das poetische Fühlen miteinander erzeugen und verbindet. …

von Mark Lammert

Inszenierungen

Bei Laucke meint „Hannibal“ die Gruppe, die Kameradschaft, das Netzwerk: Bastian Heidenreich, Martin Esser, Marcus Horn, Fabian Hagen, Anna Windmüller in der Inszenierung von „Hannibal“ von Dirk Laucke am Deutschen Nationaltheater Weimar

Weimarer Zeitgeschichten

Neue Stücke von Thomas Freyer und Dirk Laucke legen am Deutschen Nationaltheater Weimar Gegenwart über die Vergangenheit

von Michael Helbing

Von keinem Standpunkt aus zu überblicken, sowieso kaum zu durchschauen, immer nur Teile und Details vor Augen: Derart wird ein Rundbild zur Geschichte zum Sinnbild der Geschichts­betrachtung. Und derart eignet …

Foto: Candy Welz

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Keine Fluchtmöglichkeiten auf der spiegelglatten, leeren Bühne: Das Ensemble von „Ödipus Herrscher“ am Schauspiel Bochum. Foto Michael Saup

Ödipus im Ruhrgebiet

Die Theater in Bochum, Dortmund und Moers zeigen verschiedene Blicke auf den Klassiker

von Stefan Keim

Das Ensemble hat sich Holzklötze unter die Füße geschnallt. Von der Decke des Schlosstheaters Moers baumeln Halteschlaufen, wie in der U-Bahn. Die Ausstattung spielt auf die Kothurne an, die Bühnenschuhe …

Foto: Michael Saup

Protagonisten

Maike Knirsch in der Inszenierung von Thomas Köcks „Paradies“ in der Regie von Christopher Rüping am Thalia Theater. Foto Krafft Angerer

„Ausm Bauch – und ehrlich“

Die Schauspielerin Maike Knirsch vom Thalia Theater Hamburg im Porträt

von Hans-Dieter Schütt

Spiel darf so ziemlich alles. Spiel ist eine Erlaubnis, von der Romantik ausgestellt: Mag das Leben entgeistert oder gebieterisch glotzen – wir schauen trotzdem so in die Runde, als gäbe …

Foto: Krafft Angerer

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Im Elfenbeinturm hatte das Theater für die scheidende Chefin der Ludwigsburger Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg Elisabeth Schweeger nie etwas zu suchen. Foto die arge lola

Kultur ist das neue Salz

Nach ihrem Abschied als Chefin der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg verantwortet Elisabeth Schweeger nun die Kulturhauptstadt 2024 im Salzkammergut

von Elisabeth Maier

Foto: die arge lola

ausbildung und corona

Look Out

Exklusiver Vorabdruck

Blick hinter die Kulissen: Probe der Kreuzigung in Oberammergau. Foto Sebastian Schulte

Theater unser

Wie die Passionsspiele Oberammergau den Ort verändern und die Welt bewegen

von Anne Fritsch

Foto: Sebastian Schulte

Ausland

Auftritt

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Das Patriarchat als krankes, heroinsüchtiges Konstrukt, das im Kern leer ist: Lisa Hagmeister in „Das mangelnde Licht“ von Nino Haratischwili in der Inszenierung von Jette Steckel am Thalia Theater Hamburg. Foto Armin Smailovic

Hamburg: Vexierspiel aus Licht und Schatten

Thalia Theater: „Das mangelnde Licht“ von Nino Haratischwili (UA). Regie Jette Steckel, Bühne Florian Lösche, Video Zaza Rusadze

von Peter Helling

Vier Freundinnen stehen im Zentrum von Nino Haratischwilis neuem Roman „Das mangelnde Licht“: Dina, Qeto, Ira und Nene. Am Anfang sind nur drei der vier auf der Bühne, sie sind …

Foto: Armin Smailovic

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Was von Westlichem und Östlichem lässt sich gerade an der Oder zusammenfügen? Adele Schlichter als Seele und Fabian Ranglack als Dieb an der sich drehenden Scheibe auf der Bühne der Inszenierung von „Nacht / Noc“ von Andrzej Stasiuk in der Regie von Jan Jochymski an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt. Foto Udo Krause

Schwedt: Aller Seelen

Uckermärkische Bühnen Schwedt: „Nacht“ von Andrzej Stasiuk. Regie Jan Jochymski, Ausstattung Sophie Lenglachner

von Thomas Irmer

Foto: Udo Krause

Magazin

Der Perkussionist Günter „Baby“ Sommer, dem das Langgedicht imDruckgewidmetist,inderSzenischenLesungvon„LufPassion“ in der Akademie der Künste. Foto links: „Wir müssen aufhören aufhören / Auf Nacken von andern zu knien / die nicht atmen können“: Das Foyer der Akademie der Künste wurde von Thomas Heises Projekt „Notizen“ beschrieben. Fotos gezett.de

Text und Schlagwerk

Volker Brauns Langgedicht „Luf-Passion“ in der Berliner Akademie der Künste

von Thomas Irmer

Das Luf-Boot aus Papua-Neuguinea, ein Ende des 19. Jahrhunderts aus einem einzigen Stamm gefertigtes Langboot mit zwei Segeln und einem Ausleger, ist zum Symbol der Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte und ihrer …

Gabriela Maria Schmeide bei der Preisverleihung des Tilla-Durieux-Schmucks am Thalia Theater Hamburg. Foto Peter Bruns

Die Königin

Gabriela Maria Schmeide erhält den Tilla-Durieux-Schmuck und Luk Perceval laudatiert

von Luk Perceval

Foto: Peter Bruns

Versuchslabor, in dem Schatten das Sagen haben: Hansueli Trüb in der Inszenierung „Shadows“ an der Bühne Aarau. Foto Chris Iseli

Der Schattenmagier

Hansueli Trübs Schattentheater in Aarau

von Elisabeth Feller

Was ist ein Mensch ohne Schatten? Nichts, wie Adelbert von Chamissos „Peter Schlemihl“ schmerzlich erfährt. Man kann die Frage auch umgekehrt stellen: Was ist ein Mensch mit Schatten? Viel, wie …

Foto: Chris Iseli

Virtuos gebaut

Peter Michalzik HORVÁTH HOPPE HITLER. 1926 bis 1938. Das Zeitalter der Masse. Aufbau, Berlin 2022, 303 Seiten, zahlreiche Abb., 26 Euro

von Thomas Irmer

Gespräch

Julie Paucker

Was macht das Theater, Julie Paucker?

Sie sind erstmalig allein programmverantwortlich für die Einladungen zum Schweizer Theatertreffen, das im Mai zum neunten Mal in Graubünden und Liechtenstein stattfindet. War das tatsächlich allein zu bewältigen? Das Auswahlverfahren …

von Thomas Irmer und Julie Paucker

Foto: Annette Hauschild