Gespräch
Kompromisse? Keine.
Ein Gespräch mit Klaus von Schwerin
von Klaus von Schwerin und Judith Gerstenberg
Erschienen in: Alles Katastrophe! – Bühnen – Martin Zehetgruber (06/2023)
Assoziationen: Martin Zehetgruber Heide Kastler Burgtheater Wien

Mich würde dein Blick vom Inspizientenpult aus auf die Bühnenbilder von Martin Zehetgruber interessieren. Sie sind in ständiger Bewegung und sicher nicht selten verlangen dir manche Verwandlungen und Umbauten im Vorstellungsbetrieb einiges ab.
Martin Zehetgruber ist jedenfalls keiner von diesen minimalistischen oder gefällig plakativen „Bühnenschmückern“. Er will immer viel. Er will immer groß. Hat damit aber auch immer etwas zu erzählen.
Ist er in der Zusammenarbeit zu Kompromissen bereit?
Zehetgruber? Kompromisse? Keine bis sehr selten. Wenn nicht schon bei der Bauprobe, spätestens dann bei der technischen Einrichtung bilden sich erste Schweißtropfen auf meiner Stirn. Und oft auch die ersten kritischen Anmerkungen und gedanklichen Verwünschungen. Diese natürlich auf der heiteren, kollegialen Schiene und im klaren Bewusstsein der absoluten Aussichtslosigkeit. Schließlich sind wir ja auch über das Theater hinaus befreundet.
Wie muss ich sie mir vorstellen, diese Auseinandersetzung über die Machbarkeit?
Na, ich hinterfrage schon mal, ob er nicht bereits an seinem Reißbrett darüber nachdenken könnte, wie unter den jeweiligen Gegebenheiten seine Ideen überhaupt realisierbar sind. Zum Beispiel, als er in Salzburg in der Saline auf der Pernerinsel für „König Ottokars Glück und Ende“ (Salzburg / Wien 2005 / s.S.136ff.)während laufender Vorstellung fünf Autos lautlos in Stellung bringen und hundert Podeste verbauen...