Die 1960er und 1970er Jahre
Bread and Puppet Theater und San Francisco Mime Troupe
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
Assoziationen: Nordamerika Puppen-, Figuren- & Objekttheater Dossier: USA
Im Kontext der kulturrevolutionären, antirassistischen und Anti-Vietnamkriegs-Bewegungen führte das Bread and Puppet Theater seit 1961, entworfen und geleitet von Peter Schumann in New York und im Nordosten der USA, Inszenierungen vor, die holzschnittartig, in großen archaisch-biblischen Gestalten und Motiven von den Bedrohungen und der Vernichtung des Menschen, des Individuums der Familien in der amerikanischen Gegenwart, besonders des Vietnamkrieges erzählten. Es behandelte in bisher kaum oder gar nicht gekannter Weise „große“ biblische Themen/Geschichten in Formen bzw. kommunikativen Zeiträumen der „trivialen“ Kunst. Riesige Puppen oder „Masken“, drei bis vier Meter hoch, waren gestalterisches Hauptelement. Die Bread and Puppet-Kunst fand statt in Straßenumzügen, in Kirchenveranstaltungen, an politischen Demonstrationen (Bürgerrechtsbewegung, Anti-Vietnamkriegs-Bewegung) und zu populären Festivals. Es war ein demonstrativer Ausbruch aus dem partikularisierten Theater-Tempel in den Alltag der Lebenswelt, trat mit Aufführungen in den Straßen und auf öffentlichen Plätzen für eine Veränderung höchst krisenhaft-zerstörerischer Verhältnisse ein.122 Von 1963 bis 1968 gab es improvisierte Shows, Straßentheater, Umzüge, politische und antimilitaristische Shows. 1966 (Sommer): Gemeinschaftsprojekt in South Bronx und Central Harlem, gefördert durch die New York City Parkverwaltung und den Council für Parks und Spielplätze. Bau von vier bis fünf Meter hohen Puppen und eines häuserblocklangen Drachens. 1967 (Sommer): Vorstellungen beim Newport Folk Festival...