Frankfurt
Freier Entwurf des modernen Musiktheaters
von Klaus Zehelein
Erschienen in: Unerhörte Augenblicke – Autobiographie (09/2025)
Assoziationen: Musiktheater Hessen Oper Frankfurt

Die Stadt des avanciertesten Kapitalismus
„Kommt aus der Provinz und gilt als links.“ Mit diesen zwei Zuschreibungen hatte mich die Frankfurter Allgemeine Zeitung bei meinem Antritt als Chefdramaturg an der Oper Frankfurt knapp vorgestellt. Es stimmte im weitesten Sinn, aber ich konnte mich, mein Leben und meine Tätigkeit darin nicht wiederfinden. Die dürren Worte glichen mehr einer Abstemplung, als dass daraus ein ernsthaftes Interesse sprach – an dem, was ich bislang gemacht hatte. OK, dachte ich. Ein differenziertes Urteil musst du dir hier erst erarbeiten.
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Hier, das war Frankfurt am Main, meine Geburtsstadt, in der ich auch studiert hatte. Die Stadt mit einer großen jüdischen Kulturtradition, von der selbst nach 1945 noch/wieder etwas zu spüren war. Es war die Stadt der Frankfurter Schule, die Stadt von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, die aus der Vertreibung aus dem Exil zurückgekehrt waren. Es war die Stadt, in der die Studentenbewegung von 1968 von dem Adorno-Schüler Hans-Jürgen Krahl und den Brüdern Frank und Karl Dietrich Wolff theoretisch fundiert und reflektiert wurde, anders als studentische Gruppen in Berlin oder Heidelberg, die maoistischen oder poststalinistischen Direktiven und Glaubensgrundsätzen folgten.
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Frankfurt war aber auch die „Stadt der Banken und Bordelle“, wie ein Magazin...