Bericht
Intensität in Slow Motion
Welchen Strömungen das internationale Festival Tanz im August in Berlin folgt
von Laura Weinheimer
Assoziationen: Berlin Performance Freie Szene Tanz Theaterkritiken Dossier: Festivals Hebbel am Ufer (HAU)
Erschienen am 27.8.2024
„Jede Insel oder jede Produktion dient den Künstler:innen als Bühne, um die verborgenen Strömungen im Ozean unserer Zeit miteinander zu verbinden“, schreibt Festivalleiter Ricardo Carmona in der Programmeinführung zum diesjährigen Tanz im August in Berlin. „So wie Küsten von den Strömungen der sie umgebenden Meere geformt werden, so werden Menschen und Kulturen von Geschichte, Erinnerungen und Begegnungen geprägt.“ Carmona ist nun zum zweiten Mal verantwortlich für das Festival, nachdem er über zehn Jahre am HAU als Tanzkurator arbeitete. Schon im letzten Jahr war in der thematischen Ausrichtung ein naturwissenschaftlicher Ansatz herauszulesen. Eine Ursache dafür liegt wohl auch in seinem Biologie-Studium. „When putting together a programme, I always find it exciting to use different tools to think.“
Das Festival eröffnete dieses Jahr mit einem Stück der ruandischen Choreografin Dorothée Munyaneza. „umuko“ erzählt die Geschichte des gleichnamigen Baumes und ist eine zinnoberrote Huldigung der Heimat, die Munyaneza mit zwölf Jahren verlassen musste. Fünf ruandische Tänzer begleiten sich musikalisch durch die Erzählung, welche auf einer spärlich beleuchteten Probebühne beginnt und in strahlenden Wüstenfarben feierlich endet. Der fast selbstvergessene Tanz der Männer mutet manchmal kreatürlich an und manchmal wie ein Ausdruck der natürlichen Einflüsse, die den Baum zum Wachsen bringen. Hier ist der Mensch...
Erschienen am 27.8.2024
