Was ist ein Kasper gegen ein Reiskorn? Ein Nichts, ein aufgeblasener Retro-Wicht – jedenfalls dann, wenn das Reiskorn von Husam Abed geführt wird. Der gebürtige Palästinenser, heute in Tschechien und Jordanien zu Hause, war der heimliche Star von „Theater der Dinge 2017“ – und das, obwohl er sich dem Festivalmotto des Kaspers als „rebell boy“ total entzog.
Sanft setzte sich Abed ein Reiskorn auf die Fingerkuppe und stellte es als seinen Großvater vor. Er fügte ein zweites hinzu: die Großmutter. Eine Fingerkuppe der anderen Hand nahm Großvater und Großmutter mütterlicherseits auf. Deren Kinder, also die Eltern Abeds, kamen als weitere Reiskörner hinzu. Mit ihnen beschrieb er Wege auf einer Palästina-Karte, von einem Dorf bei Jericho bis in ein Flüchtlingslager in Jordanien, in dem auch er selbst aufwuchs. Mitunter fielen die Reiskörner herunter; Abed las sie sachte auf, sich dabei entschuldigend: „Verzeih, Vater“, „Verzeih, Mutter“, „Verzeih, Großvater“.
Die Sorgsamkeit in der Behandlung der winzigen Körner übertrug sich auf diese selbst, vermischte sich mit der Achtung, dem Respekt, den man – zumindest in von Generationenkonflikten befreiten Vorstellungswelten – Eltern und Großeltern gegenüber erweist. Und als Abed schließlich auf den Tisch schlug, um den sich die kleine, kein Dutzend Köpfe umfassende Zuschauerschar bei...