Sie wäre gern die Frau von Motorrad-Stuntman Evel Knievel. Davon träumt Cathy Heyer im tristen Stockport der späten 1970er Jahre. Ein furchtloser Kerl, der sie aus der Enge befreit – nicht umsonst quatscht sie den jungen John Conolly vor der Haustür ihrer Mutter an: Kajal-umrandete Augen, schwarzer Trench, ein Hauch von Postpunk-Neowave-Gefährlichkeit und weiter Welt umgibt ihn. Cathy, die Göre im kurzen Röckchen, beobachtet ihn, seit er nach Reddish gezogen ist. Er behauptet, er verteile Flugblätter für Margaret Thatcher. So absurd es heute klingen mag, dass ein junger Mann wie er für die Konservativen wirbt, so verständlich wäre doch der Wunsch nach Veränderung 1979.
In diese düstere Zeit platziert Simon Stephens sein neuestes Stockport-Stück. Sogar die Totengräber streiken, der Müll türmt sich in den Straßen, und die Arbeitslosigkeit hat ihren Höchststand seit 1939 erreicht. Der Kohlenpott bei Manchester lässt keinen Raum für große Sprünge. Cathy ist 17, hat bereits eine kleine Tochter, deren Vater sie nicht benennen kann, und wohnt bei ihrer Mutter Susan, während sie versucht, die Schule zu beenden. Nebenbei arbeitet sie in einer Metzgerei; der Fleischgeruch geht mit Oil of Olaz am besten weg, erzählt sie John.
Die desillusionierende Enge von Stephens’ Figuren setzt Bühnen-Altmeister Wilfried Minks...