Wenn dieses Heft erscheint, ist es fünf Wochen her, dass Wladimir Putin den Krieg gegen die Ukraine angefangen hat. Seitdem sind Millionen Ukrainer:innen auf der Flucht. Andere bleiben und versuchen, vor Ort das zu bewahren, was noch zu bewahren ist, und diejenigen zu schützen, die ebenfalls bleiben (müssen). Darunter auch Künstler:innen und Theaterschaffende. Wir haben mit fünf von ihnen darüber gesprochen, wie sie den russischen Krieg in der Ukraine erleben.
Protokolle von Lina Wölfel
Am 24. Februar bin ich um 5.30 Uhr in meiner Wohnung in Charkiw von Explosionen aufgewacht. Ich habe sofort meine Frau und meine fünf Monate alte Tochter geweckt. Wir wollten in Richtung meiner Eltern flüchten. Zum Glück habe ich ein Auto. Das hat unser Leben gerettet. Als wir die Stadt um 7 Uhr verlassen wollten, war überall schon Panik. Wir haben Kropywnyzkyj, wo meine Eltern wohnen, erst um 18 Uhr erreicht, weil die Straßen komplett verstopft waren. Alle, die die Stadt verlassen konnten und wollten, haben versucht rauszukommen. Und Tausende sind in Charkiw geblieben – einer wunderschönen, multinationalen Stadt, die jetzt Tag um Tag mehr zerbombt wird. Nach zwei Tagen bei meinen Eltern haben wir in der Nähe des Flughafens Explosionen gehört – die Bomben sind...