Auf dem Dach des Theaters des Kulturzentrums Parque Cultural de Valparaíso steht der Musiker Lito Celis neben einem Mikrofon in der chilenischen Frühsommersonne. „Meer“. „Wacklig“. „Brise“. „Farbe“. „Bella Vista“. In jeweils fünf Worten sammelt er die Eindrücke, die die Stadt bei den Teilnehmern von Movimiento Sur nach einer Woche Akademie hinterlassen hat. Eine Stadt, die offiziell nie gegründet wurde, wie Celis erzählt, sondern spontan und planlos aus ihrem historischen Kern erwuchs. Ehemals wichtigster Handelsknotenpunkt am Pazifik, der mit der Eröffnung des Panamakanals 1914 seine wirtschaftliche Bedeutung verlor, erstreckt sich Valparaíso über 42 zum Meer abfallende Hügel, unten der Hafen, an den Hängen ein Gewirr aus bunten Häusern unterschiedlichster Baustile und -materialien, schiefen Treppchen und engen Gassen, Seilbahnen, streunenden Hunden und Katzen, Graffiti. Darüber ein Klangteppich aus Motorengeräuschen, Baulärm, Kirchenglocken, den Signalhörnern der Schiffe in der Bucht, dem Kläffen der Straßenhunde, dessen Echo wie Dolby Surround von Hügel zu Hügel wandert. Für Lito Celis hat Valparaíso eine ganz eigene Stimme – und die ist „pure Bewegung“.
Der Chilene ist einer der sogenannten „Kontextleser“ des Laboratoriums, des Kerns von Movimiento Sur – lokale Künstler, Soziologen und Architekten, die in Referaten und Exkursionen die geografischen und sozialen Besonderheiten der Hafenstadt vorstellen. Ausgehend von...